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278 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 6. Heft (Juni 1887.)
glücken kann. Dir gehorcht die folgsame Natur ohne Zwang.
Sie lehrt Dich ihre Kräfte. Du hast Kenntniss und Macht,
und Erlaubniss, das durch den Fluch der Sünde inwärts
gekehrte Licht wieder herauszuwenden, alle Gerinnung hinwegzunehmen
, Körper von ihren harten Schlacken zu reinigen
, helle zu machen und auf den höchsten Punkt der
Vollkommenheit zu bringen." . . . Sie konnten auch eine
abgeschossene Kanonenkugel mitten im Fluge auffangen.
Im höchsten Grade, dem der Magier, sollte man Kenntniss
der ganzen Welt haben, mit Gott verkehren, wie Moses auf
dem Sinai, persönlich oder durch Engel die ganze Ordnung
des Weltgebäudes umzuwandeln vermögen. Als Zweck des
Ordens für die gesammte Menschheit wurde die Hauptvereinigung
aller Menschen im Glauben bezeichnet. — Neben
dem König „von stattlicher, hoher Gestalt, etwas wohlbeleibt,
in blühendster Körperkraft, mit schönen blauen Augen voller
Milde und Wohlwollen, aber auch einem heiteren Zug des
Wohlgefallens am behaglichen Lebensgenüsse und an den
sinnlichen Freuden des Lebens" wird sein Major und Flügeladjutant
Johann Rudolph von Bischoff srver der als „von auffallender
Körpergrösse und gerader militärischer Haltung"
geschildert, der den König als Prinzen von Preussen (Kronprinzen
) während des bayrischen Erbfolgekrieges unter
Friedrich d. Gr., „in einer schmerzhaften Krankheit mit einem
Geheimmittel des Rosenkreuzordens (Antimon) behandelt"
und so seine Achtung vor den geheimen Künsten gewonnen
habe. „Auch meine Vernunft sträubt sich dagegen
, an diese wunderbaren Kräfte und Erscheinungen
zu glauben, aber es drängt mich,
die Wahrheit zu erforschen", soll sein schlauer
Grundsatz gewesen sein, um dadurch die Neugier des
Prinzen zu reizen. „So wurde Friedrich Wilhelm 'auf sein
Verlangen und nach reiflicher Ueberlegung' am 5. April 1781
unter dem Ordensnamen Ormesus in den Orden der Rosenkreuzer
aufgenommen." Hierauf wird der vertraute Rath
und spätere Minister des Königs Johann Christoph WÖllner
dem Leser vorgeführt als „ein Herr mit einem glatten
Jesuitengesicht und den gefälligen Manieren eines durchgebildeten
Höflings", über den schon Friedrich d* Gr. in einer
Randbemerkung auf einem Gesuche Wöllner's bemerkt haben
soll: „Der Wöllner ist ein betrügerischer und Intrikanter
Pfafe." (Indess unsere Conversations - Lexika geben em
objectiveres Bild von ihm.) Doch hören wir von Koppen^
Schilderung einer Rosenkreuzer-Seance im Jahre 1787:
„Mit drei kräftigen Hammerschlägen aus einer dunklen
Ecke des Zimmers wird das Zeichen zum Beginn der Sitzung
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