Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
14. Jahrgang.1887
Seite: 280
(PDF, 153 MB)
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280 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1887.)

Friedrich Wilhelm III. gebar,) ihm ihre Hand schenken wollte.
Das damalige Consistorium hielt unter Berufung auf Luther's
und Melanchthon's ähnlichen Fall mit Philipp dem Gross-
müthigen von Hessen die Doppelehe des 1786 König
gewordenen Kronprinzen für statthaft, worauf im Mai 1787
die Einsegnung zur linken Hand mit dem zu einer Gräfin
Ingenheim erhobenen Fräulein von Voss durch den Hofprediger
Zöllner stattfand. Sie wohnte unter dem Titel einer Ehrendame
bei der verw. Königin (der Gemahlin Friedrich^ IL)
im Potsdamer Schlosse. Sie war im Bunde mit einer grossen
Partei des Hofes eine mächtige Gegnerin der Rosenkreuzer
und der von diesen beschützten früheren Favoritin des
Königs, jetzigen Frau Rietz, späteren Gräfin von Lichtenau.
„Wenige Monate nach der Vermählung des Prinzen mit der
Ingenheim starb der achtjährige (1779 geborene) Sohn des
Königs und der Rietz, der obengenannte Graf Alexander von
der Mark, unter 'eigentümlichen Umständen', von denen die
Rietz mit bedeutsamem Fingerzeig in ihren'Memoiren1 sagt:
'Ich kenne diese Umstände und schweige'. Der König war
tief erschüttert von dem Tode des von ihm zärtlich geliebten,
schönen Knaben und sprach den hohen Oberen des Rosen-
kreuzerordens die Bitte aus, den Schatten desselben noch
einmal zu beschwören/1 . . .

„Das Gemach war nur matt erleuchtet, es wurde bald
nach dem Eintritt des Königs vollständig dunkel gemacht.
Seine Begleiter führten den König auf einen Platz, wo er
der verhängten Seitenthüre zu einem Nebengemach gerade
den Bücken zukehrte (?). Das Gemach füllte sich mit einem
sinnbetäubenden Duft, die nervenergreifenden Töne eines
damals neu erfundenen Instruments — heute als Glasharmonika
in Kinderhänden viel gesehen — durchzitterten
den stillen, dunkeln Raum. Der verborgene Obere sprach
mit dumpfer Stimme die Beschwörungsformel, dann erschien
in aufsteigenden Nebelwolken das Bild des verblichenen
Knaben, das bleiche Antlitz von langen, blonden Locken
umflossen, die zarte Gestalt halb von Flor und Wolken
umhüllt. — Der König hatte sich in höchster Erregung vom
Platze erhoben und streckte die Arme nach dem Bilde des
geliebten Wesens aus. 'Geist meines Sohnes', rief er, 'rede,
was soll ich thun für dich?' — 'Verlass meine Mutter nicht!1
rief eine liebliche, weiche Kinderstimme, 'vergiss nicht, was
du ihr einst mit deinem fürstlichen Blute versprochen. Der
König stand starr. 'Verlass meine Mutter nicht!' bat das
geisterhafte Wesen noch einmal, winkte mit der Hand und
verschwand wieder in Dunst und Nebel. Der König bedeckte
sein Antlitz, Schweiss perlte von seiner Stirn; — im Neben-


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