Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
14. Jahrgang.1887
Seite: 299
(PDF, 153 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1887/0311
Carl du Prel: Die Orakel.

299

Dieselbe Zweideutigkeit finden wir aber auch bei
späteren Prophezeihungen. Dem König Heinrich IV. war
vorhergesagt, er würde in Jerusalem sterben; er starb in
der Abtei von Westminster in einem Zimmer, das Jerusalem
genannt wurde. Ferdinand dem Katholischen war verkündet,
er würde zu Madrigal sterben, daher er diese Stadt vermied;
er starb aber in einem unbekannten kleinen Dorfe desselben
Namens.1) Dem Alvarez da Luna hatte ein Astrolog gesagt,
sich vor Cadahales zu hüten, welches der Name eines
Dorfes bei Toledo war, aber auch Schaffot bedeutete; er
starb auf dem Schaffot.2) Nostradamus prophezeite der
Katharina von Medici, sie würde in St. Germain sterben; sie
starb in den Armen von St. Germain.3)

Wie unsere Somnambulen aus ihren Krisen er-
innerungslos erwachen, was auch von Hypnotisirten
gilt, so auch die Triesterinnen der Orakel. Jamblichus
sagt, dass der Wahrsager in der Höhle des Trophonius von
einer unterirdischen Quelle trank, nach der Weissagung
aber sich nicht immer des Gesagten erinnerte.4) Von den
Priesterinnen zu Dodona sagt Aristides, dass sie weder vor
dem Ergriffensein durch den Geist wissen, was sie sagen
werden, noch nachher, wenn ihr natürliches Bewusstsein
zurückgekehrt, sich des Gesagten erinnern, so dass eher
alle Anderen, als sie, wissen, was sie gesprochen.5)

So spricht denn Alles, was wir vom Zustand der
Weissagenden und von dem Inhalt der Weissagungen
wissen, dafür, dass es sich bei den Orakeln um Somnambulismus
handelte. Die merkwürdige U eberein-
stimmung aller dieser Merkmale lässt sich anders nicht
erklären, und es ist um so weniger daran zu zweifeln, als
auch die Mysterien und der Tempelschlaf uns beweisen
, dass den Alten der Somnambulismus auch nach
seinen anderen Seiten wohl bekannt war. Endlich gab es
aber auch solche Orakel, von welchen ausdrücklich berichtet
wird, dass die Befragenden selber, nicht die Priester oder
Priesterinnen, in einem Schlafzustand die erbetene
Antwort erhielten. Beim Orakel des Amphiaraus musste,
wer die Zukunft wissen wollte, einen Widder opfern, auf
dessen Fell er sodann schlief und einen die Zukunft anzeigenden
Traum erwartete.6) Beim Schlaforakel zu

*) Perty: „Die myst. Erscheinungen". II. 306.
f) Mariana: „Hist. de reb. Hisp". XXII. 66.

3) Perty II. 306.

4) Jamblichus: „de myst. Aeg." III. 11.

5) Lasaulx: „Das pelasgische Orakel44. 14,
*) Pausanias VI. 170.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1887/0311