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354 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 8. Heft. (August 1887.)
Verlegenheit befinden dürfen, dieselbe ebenfalls zu zu geben;
vergessen wir ferner nicht, dass die Nervenkraft nach Herrn
v. H. mit der wunderbaren Eigenschaft begabt ist, auf den
Körpern alle Arten von Eindrücken je nach der Phantasie
des Mediums zu erzeugen (S. 51); demnach würde auch für
den Fall der Photographie „die Anordnung der Kraftlinien"
durch „das Phantasiebild im somnambulen Bewusstsein des
Mediums" erzeugt und „das fragliche System von Kraftlinien
nur auf diese Abdrucksfläche (hier die sensitive
Platte) gerichtet" worden sein, so dass die Photographie entweder
direct auf dem Negativ erzeugt werden konnte, oder
aber die obige Anordnung von Kraftlinien dem Objectiv
das „dynamische" (hier chemische Strahlen aussendende
oder reflectirende) „Analogon einer Fläche ohne dahinter-
liegenden Körper" (S. 51) darbieten konnte, — wie Herr t». //.
für die Abdrücke zugeben will. Schliesslich ist es nicht meine
Sache, diese Hypothese zu entwickeln, da ich ihre Inkonsequenz
schon bewiesen habe, als es sich um die Abdrücke
handelte. Ich behaupte nur, dass, wenn eine mit Nervenkraft
gefütterte (oder unterstützte) Hallucination nach Herrn v IL auf
einem Körper einen permanenten Eindruck erzeugen kann, der
dieser Hallucination entspricht, „ohne dass eine organische
Form in materieller Gestalt vorhanden gewesen wäre"
(S. 50), diese selbe von Nervenkraft unterstützte Hallucination
auf dem photographischen Negativ ebenfalls einen der
Gestalt dieser Hallucination entsprechenden permanenten Eindruck
erzeugen könnte, ohne das Vorhandensein eines da-
hinterliegenden Körpers zu beweisen. Die erste Annahme
vorausgesetzt, so ist die zweite nur ihre natürliche Folge,
und ihre Verneinung würde vor der Logik keinen hinreichenden
Grund finden. In dieser Weise würde die Photographie
einer Materialisation, wie sie von v. H. als absoluter Beweis
dieses Phänomens gefordert wird, nach seiner eigenen
Hypothese nur eine Nervo-dynamo-graphie oder Nervenkraft-
abbildung sein.
Mich auf diese Argumentation stützend, hätte ich
es mir ersparen können, mich mit Beweisen durch die
Photographie zu beschäftigen, nachdem ich andere, weit
zwingendere anderwärts aufgefunden. Aber da Herr v. //.
selbst sich nicht entschlossen hat, seine Hypothese der Nervenkraft
so weit zu treiben, und da er in der Photographie
wohl einen unbestreitbaren Beweis des Phänomens der
Materialisation zulassen will, so wollen wir uns jetzt mit
diesen Beweisen beschäftigen.
Die von Herrn v. IL geforderte sine qua non-Bedingung
ist, dass die Photographie auf einer und derselben
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