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Prof. N.: Die geistige Mechanik der Natur.
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lieh der Intelligenzfortschritt mit der Menge, d. i. mit dem
Gewichte und ausserdem mit der Zahl der Windungen des
Gehirns proportional sich verhält. Da aber die Erfahrungen
lehren, dass Männer von hervorragender Genialität nicht
immer ein grosses und besonders schweres Gehirn besitzen
und Idiotismus mit einem grossen und gut entwickelten
Gehirn sehr wohl vereinbar ist, — so wird auch diese
Annahme hinfällig, und man könnte nur noch annehmen,
die mechanische Bewegung der Gehirntheilchen, welche
sich der sinnlichen Wahrnehmung entzieht, sei Ursache des
in der Entwicklung fortschreitenden Lebens. Wie aber
sind diese Bewegungen zu denken, um die unendliche Verschiedenheit
der Gedanken zu begründen; welche Bewegungen
sind es im Gehirn eines Menschen, die ein Verbrechen,
welche, die eine ehrenvolle Heldenthat zur Folge haben?
Wenn die materialistische Naturwissenschaft das Leben
als Ausfluss einer sich stets ändernden Lagerung der
materiellen Theilchen betrachtet, so muss es ihr bei dem
grossen Fortschritte in der Mathematik und Mechanik noch
möglich werden, eine Weltformel aufzustellen und Maschinen
und chemische Prozesse zu ersinnen, welche nach dieser
Weltformel die materiellen Theilchen in solche Bewegungen
zwingen, die das Maximum der Geistesentwicklung, den
Verstand in seiner höchsten Blüthe erzeugen! Wer kann
sich zu diesem Glauben bekennen, wer das Prinzip auch nur
ahnungsweise entdecken, nach welchem dieser mechanischchemische
Prozess zu leiten wäre?
Der Materialismus vermag keine wissenschaftliche Basis
für das Werden und das Entwickeln des Lebens zu
gewinnen.
Der Universalismus hingegen findet das Lebensprinzip
in den selbstständigen Kräften niedergelegt; denn
wenn die unorganische Natur aus denselben entsteht, so
kann die organische Natur auch keinen andern Ursprung
haben, als in den selbstständigen Kräften, und wenn wir
sehen, dass die Zusammensetzung der Kräfte zu groben
Resultaten und zum gröbsten, zur Materie, führt, so ist von
selbst es gegeben: Die Zerlegung der Kräfte führt
zum Leben und zu seiner höchsten geistigen
Entwicklung.
Also müssen es noch weit, unendlich weit über die
Lichtkräfte hinausreichende Kräftespaltungen sein, aus
welchen das Leben in alT seiner Mannigfaltigkeit hervorgeht
. Wir sind daher zur Annahme gezwungen, dass selbst
in den Lichtkräften p = n x das n noch eine unendlich grosse
Zahl sei, und müssen uns von dem Gedanken leiten lassen:
Paychifohe Studien. August 1887. 24
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