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378 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 8. Heft. (August 1887.)
Ul. Abtheilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergL
Geist-Erscheinung; oder Betrug im Jahre 1787?
Von Gr. C. Wittig.
III.
(Fortsetzung von Seite 327.)
Wie unsicher und unaufgeklärt noch die Ansichten der
Historiker über die Regierungsperiode Friedrich Wilhelm IL
und seiner Staatsdiener, geschweige über sein Verhältniss
zum Rosenkreuzerorden sind, ergiebt sich unter Anderem
auch aus einer kritischen Besprechung der „Geschichte des
Preussi&ehen Staatswesens vom Tode Friedrich^ d. Gr. bis
zu den Freiheitskriegen" von Martin Philippson (Leipzig,
Veit & Co., 1881—82), welchem Verfasser kein Geringerer
als der Historiker und Mitherausgeber Herr Delbrück selbst
in „Preuss. Jahrbücher" December-Heft 1884 den Vorwurf
der Petulanz in historischen Dingen macht, auch da, wo
Ph. über den Orden der Rosenkreuzer handelt, dem
König Friedrich Wilhelm IL angehörte. Wir lesen daselbst,
dass Ph. über ihn Folgendes mittheilt: — „Alle einem
Bruder anvertrauten Geheimnisse, selbst die mit einem Eide
beschworenen, mussten von jenen den Ordensoberen, die sie
ja schon kannten, offenbart werden." — „Sollte das wirklich"
— fragt Herr Delbrück — „eine statutenmässige Verpflichtung
gewesen sein ? Hält man den Orden einer eingehenden Untersuchung
werth, so wäre die Authenticität jener Bestimmung
gewiss von grosser Wichtigkeit. Eine solche Untersuchung
aber gehört nicht zur Methode Ph's. Er citirt dafür in der
Anmerkung eine Schrift, 'welche von den Oberen selbst den
Brüdern übergeben wurde', — im Text aber fügt er die
imponirende Bemerkung hinzu, (natürlich mit Ausrufungszeichen
!): 'Eine listige aber höchst unsittliche Anordnung!"
In der That — höchst unsittlich. Wir werden nicht umhin
können, in diesem Falle Ph*s. sittlichem Urtheile beizustimmen.
Weniger in einem andern Falle (1,102) u. s. w." —
In meinen Notizen darüber finde ich weiter eine
Schilderung der damaligen Zeit, welche der Aufklärungsepoche
Friedrich^ d. Gr. unmittelbar folgte. „Die blosse
Betonung der Moral (wohl nach Kaufs kategorischem
Imperativ!), das Achselzucken über alle wahrhaft religiösen
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