Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
14. Jahrgang.1887
Seite: 389
(PDF, 153 MB)
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Carl du Prel: Ein Erbfehler der Wissenschaft. 389

liebäugeln mit dem Erklärbaren; ihr bester Freund abcv
sollte doch das auf den ersten Blick Unerklärliche sein,
das zwar an ihre Verstandesarbeit grössere Anforderungen
stellt, aber ihnen auch die grössten Triumphe zusichert.
Es wäre der Stillstand der Wissenschaften, wenn die Erfahrung
keine schwierigen, scheinbar unlöslichen Probleme
mehr bieten würde.

Der aus dem System fliessende Apriorismus also ist die
Erbsünde der Wissenschaft, der Fehler gerade ihrer Tugenden.
So oft noch die Wissenschaft aprioristisch gewesen ist, —
die Philosophie in ihren Behauptungen, die Naturwissenschaft
in ihren Negationen, — so oft sie einer Thatsache ein
System entgegenstellen wollte, hat sie noch jedesmal einen
Irrthum begangen, und war bald darauf genöthigt, ihren
Ausspruch zurückzunehmen. Das läuft wie ein rother Faden
durch die Geschichte der Wissenschaften. Dass z. B. die
Meteoriten, die „Pfeile des Jupiter", kosmischen Ursprungs
seien, wussten schon die Alten, und sie glaubten daran, eben
weil ihre Astronomie noch so wenig systematisch abgeschlossen
war. Berühmt ist die Nachricht von dem
Meteoritenfall bei Aigos Potamos 476 vor Christus. Der
Philosoph Anaxagoras soll denselben sogar vorhergesagt
haben, und Plinius berichtet, dass noch ein Stein davon
vorhanden sei, geschwärzt von Feuer und so gross, dass
kaum ein Wagen ihn fortbringen könnte.*) Es giebt kaum
ein Volk des Alterthums oder der Neuzeit, die Wilden nicht
ausgenommen, das nicht an Steine, die ,,vom Himmel fallen",
gegiauut hätte. Den Reisenden Pallas setzten 1771 die
Tartaren von einem solchen Stein in Kenntniss, der auf
dem kahlen Schieferberge von Njerim bei Krasnojarsk lag
und als heilig verehrt wurde. In Wien wurden, wie Fraas
berichtet, die Stücke von 22 Meteorfällen aus dem vergangenen
Jahrhundert aufbewahrt, darunter das Hradschiner
Meteoreisen von 39 kgr., das am 26. Mai 1751 im Agramer
Comitat tief in ein Ackerfeld einschlug. Ueber dasselbe
liegen noch die von dem bischöflichen Consistorium eidlich
erhärteten Zeugenaussagen vor, da die Wiener Gelehrten
es damals für eine unverzeihliche Schwachheit hielten, solche
Märchen zu glauben.**) Als die Municipalität von Juliac
und Barbaton über den Steinregen vom 29. Juli 1790 nach
Paris berichtete, bedauerte der berühmte Physiker Bertholon
das unvernünftige Menschengeschlecht, das solchem Volksgeschrei
Glauben beimesse; die Sache sei physikalisch un-

*) Plinius i „bist, nat." II. 58.
**) Jßraasi „Vor der Sündfluth" 20.


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