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406 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 9. Heft. (September 1887.)
Beweis muss absolut und darf nicht basirt sein auf
blosse Schlussfolgerungen, oder nach der vermeintlichen
Unverletztheit der Siegel, Knoten und Nähte angenommen
werden." („Psych. Stud." Juli-Heft 1874 S. 290.)
Es würde schwierig sein, in der Darlegung dieses Beweises
im Princip einen Mangel an kritischer Besonnenheit
von Seiten des Mr. Crookes zu finden, und dass er nicht
die nöthigen Maassnahmen getroffen hätte, um sich zu vergewissern
, dass er nicht bloss mit einer Transfiguration des
Mediums zu thun hatte. Der absolute Beweis, den er
forderte, war gerade gegen diese Möglichkeit abgezielt.
Zwei Monate später kündigt uns Mr. Crookes an: —
„Ich bin glücklich, erklären zu können, dass ich schliesslich
den absoluten Beweis habe, auf den ich mich
in dem oben citirten Briefe bezog." Und folgendermaassen
giebt er die Beschreibung dieses Beweises: —
„Ratie erklärte jetzt, sie glaube dieses Mal im Stande
zu sein, sich selbst und Miss Cook zusammen zu zeigen. Ich
sollte das Gas ausdrehen und dann mit meiner Phosphor-
Lampe in das Zimmer kommen, welches jetzt als ein Kabinet
benutzt wurde. Dieses that ich, nachdem ich zuvor einen
Freund ersucht hatte, welcher geschickt stenographierte,
jedes Wort niederzuschreiben, das ich sprechen würde, wenn
ich im Kabinet sei, da ich die Wichtigkeit der ersten Eindrücke
kannte und meinem Gedächtnisse nicht mehr anzuvertrauen
wünschte, als nothwendig war. Seine Notizen
liegen mir gegenwärtig vor."
„Ich ging vorsichtig in das Zimmer, das dunkel war,
und fühlte nach Miss Cook umher. Ich fand sie hingestreckt
am Boden. Zu ihr niederknieend, liess ich Luft in die
Lampe ein, und bei ihrem Lichte sah ich die junge Dame
in schwarzen Sammt gekleidet, so wie sie am ersten Theile
des Abends gewesen war, und allem Anschein nach vollkommen
besinnungslos. Sie regte sich nicht, als ich ibre
Hand ergriff und das Licht dicht vor ihr Gesicht hielt,
sondern fuhr ruhig zu athmen fort."
„Die Lampe emporhebend , blickte ich mich rings um
und sah Katie dicht hinter Miss Cook stehen. Sie war in
ein wallendes weisses Gewand gekleidet, wie wir sie zuvor
während der Sitzung gesehen hatten. Da ich eine von Miss
Cook's Händen in der meinen hielt und noch neben ihr
kniete, führte ich die Lampe hoch und niedrig, um so
Katie1 s ganze Gestalt zu beleuchten und mich durchaus zu
überzeugen, dass ich wirklich auf die wahrhafte Katie blickte,
die ich vor wenigen Minuten noch in meine Arme geschlossen
hatte, und nicht auf das Phantasma eines zer-
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