http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1887/0464
452 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 10. Heft. (October 1887.)
System von Kräften bilden, das sich jeder sinnlichen Wahrnehmung
entzieht, ein Kräftesystem, in welchem aber die
hochentwickelte Geisteskraft sich bewegen kann.
Dadurch wird es aber möglich, dass der Geist, wenn
er im Grosshirn mit Gedankenbildkräften zusammentrifft
und sich selbst neue Gedankenbildkräfte schafft, seinen
Willen durch den übersinnlichen Organismus der Kraftsphären
des grossen und kleinen Gehirns und verlängerten
Rückenmarks auf die motorischen .Nerven dadurch überträgt
, dass er Kräfte dahin leitet. Wenn daher der Anatom
auch keinen physischen Organismus findet, der ihm der
Mechanismus zur Uebertragung der Vorstellung vom grossen
Gehirn zu den motorischen Nerven wäre, so ist ein Organismus
doch sicherlich überhaupt vorhauden, und da er
theilweise von ätherer, theilweise von rein kraftlicher Zusammensetzung
ist, kann er als übersinnlich nicht wahrgenommen
werden. Wer etwa an der Existenz eines solchen
Organismus zweifeln will der bedenke, dass von den Polen
eines Magneten ja auch übersinnliche Kraftsphären ausgehen
, deren Existenz durch die Wirkung auf entsprechend
entfernte Eisenfeiie sinnlich erkennbar gemacht wird. Also
ist es auch höchst wahrscheinlich, ja fast gewiss, dass äthere
und rein kraftliche, d. h. immaterielle Organe im thierischen
und menschlichen Gehirn, und überhaupt im fchierischen
Körper bestehen.
Wir haben nun vom Geiste in ganz ungezwungener
Weise die Vorstellung gewonnen, dass er von äusseren Geschehnissen
nur indirekt durch die Gedankenbildkräfte g
Kenntniss erhält, welche aus den Sinneskräften s hervorgehen
, indem er mit ihnen im Gehirne in Berührung tritt.
Diese Berührung der Gedankenbildkräfte mit dem
Geiste muss nun entweder dem Geiste Kraftatome entziehen
, oder an den Geist Kraftatome abgeben.
Der Geist wird in dem einen Falle vervollkommnet,
in dem andern Falle erleidet er in seiner Iutelligenz Ein-
busse; in beiden Fällen schafft er aber neue Gedanken,
und wie dies geschieht, haben wir zu untersuchen, so weit
es möglich ist
Zunächst ist sicher, dass die Geistkraft, indem sie von
vielen Gedankenbildkräften durch Berührung Einwirkungen
empfängt, in ihrem eigenen Innern eine rein innerliche, d.i.
eine specifisch geistige Bewegung ausführt ,* welcher in
geradezu unbegreiflicher Weise der Gedanke entspringt.
Dieser im Innern der Geistkraft geborene Gedanke bedarf
eines mechanischen Ausdruckes nach Aussen, folglich muss
aus der Geistkraft ein Impuls oder eine Summe von
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1887/0464