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Wittig: Ein Wort der Verteidigung f. d. psychische Theorie. 461
Ort und Personen an. War z. B. jene verwandte Dame,
die bei letzterwähnter Seance zugegen war, Spiritistin?
Verkehrte Miss Fox schon vorher im Hause des Mr. Crookes,
und war sie dabei mit dem jüngeren Knaben irgendwie
vertraulich geworden? U. s. w. Dergleichen nichtaufgeklärte
Funkte nenne ich (wenn auch zur Ehrenrettung des Mr.
Crookes ganz unbeabsichtigte) Lücken der Berichterstattung
, hinter denen sich möglicher Weise der wahre
Sachverhalt doch verbirgt.
Der von Herrn du Prel und Genossen mit Mr. Eglinton
in München Frühjahr 1887 angestellte Versuch, dass Seite,
Linie und Wort eines dem Medium ganz fremden Buches:
„RoUecky% Allgemeine Geschichte" durch Mr. Eglinton's
mediumistische Kraftbewegung richtig zwischen zwei fest
verbundenen Schiefertafeln niedergeschrieben wurden, wovon
nur Seite und Linie den Fragestellern selbst bekannt waren,
das eigentliche Wort aber nicht, gehört in die Reihe jener
somnambulen Hellsehereien gesteigertster Art, die wir aber
deshalb noch keineswegs als ein „nekromantisches Experiment
" bezeichnen würden, wie der Herr Verfasser noch thut.
Auch hier scheint nach unserem wohl nicht so ganz
ungerechtfertigen Erachten ein „Geist" nur die leichtere
Erklärung; aber ist der offenbar unbewusst- somnambul
mitwirkende Geist des Mediums nicht auch ein Geist?
Und zwar ein mit seiner körperlichen Umgebung gewiss
sicherer verknüpfter Geist als der dabei vorausgesetzte
citirte Geist aus dem Jenseits? Damit scheint mir „die
psychische Kraft der Medien, die fern wirkend in
andere Kräfte sich umsetzt," durchaus noch nicht „so
unzulänglich", als der Herr Verfasser, von dergleichen
frappanten Experimenten geblendet, anzunehmen gewillt
ist. Im Medium selbst lag die Sehergabe und nicht ausser
ihm — im Medium selbst liegen alle jene wundersamen
psychischen Kräfte, die es visionär in sogen. Geist- oder
.Phantomgestalten ausser sich zu projiciren vermag. Daher
auch die phantastische Unzuverlässigkeit und Waudel-
barkeit dieser Gebilde und ihrer angeblichen Offenbarungen,
weil sie eben den phantastischen Gemüthstiefen des somnambul
gewordenen Mediums entspringen, und keineswegs
der realen und sicher zuverlässigeren Geisterwelt des Jenseits
. Wenn unsere wirkliche Welt des Diesseits auf einer
solchen jenseitigen Geisterwelt ruht, wie wir doch annehmen
müssen, welch* eine trostlose Aussicht wäre es, wenn sie
und Gott nicht getreuer und zuverlässiger wären, als diese
phantastischen flüchtigen Spukgestalten, die uns so vielfach
äffen und narren, und uns zu keinem richtigen Einblick
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