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462 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 10. Heft. (October 1887.)
in ihr Wesen gelangen lassen, weil sie für unsere sinnlichen
Anschauungen wie Phantasienebel durcheinander wirren
und wallen.
Herr du Prel weist aber gleichmässig sowohl die Betrugs
- wie die psychische Krafttheorie, letztere wegen ihrer
angeblichen Complicirtheit, behufs Erklärung obigen Falles
von sich. Als ob Einfachheit dergleichen Dinge am besten
erklären könnte! Ist nicht der Mensch mit seinem seelischen
und geistigen Wesen das allercomplicirteste Räthsel? Aber
in der psychischen Krafttheorie, wie sie Richter Cox in
seiner SÄt*) klar gelegt hat / liegt gar nichts so Com-
plizirtes, dass es nicht einem philosophisch und wissenschaftlich
geschulten Manne sofort einleuchten könnte. Selbst
Crookes steht trotz wundersamster Erlebnisse noch heut auf
diesem Standpunkte!
Wenn Herr du Prel sagt: — „Die dritte von den
drei überhaupt möglichen Theorien ist die eigentlich spiritistische
. Ihre Berechtigung ergiebt sich schon daraus,
dass sie, da die beiden anderen als unbrauchbar (?) abgelehnt
werden müssen, vermöge indirecter Auslese allem
übrig bleibt Sie erklärt ferner nicht nur alle einzelnen
Bestandtheile unseres Problems, sondern diese auch auf eine
sehr einfache (I) Weise. Aber allerdings steckt in dem
einfachen Vorgang, den ich geschildert habe, schon das
ganze Problem des Spiritismus wie in einer Nuss. Die
erhaltene Botschaft war intelligent, es muss demnach auch
der Schreiber intelligent gewesen sein; er war ferner
unsichtbar und verrieth die Fähigkeit des Hellsehens, indem
er in einem verschlossenen Buche las. Er war also das,
was man gemeiniglich einen Geist nennt, besser aber als
Gespenst bezeichnen würde; denn Unsichtbarkeit und
Intelligenz erfordern noch nicht die Annahme eines reinen
Geistes, sondern sind sehr wohl verträglich mit organischer
Form und Materialität.
„Sobald man an dem Punkt angelangt ist, in dem
Schreiber solcher Botschaften ein vom Medium unterschiedenes
Wesen zu sehen, ist es wohl nicht mehr mögüch, die
übrigen Bestandtheile der spiritistischen Theorie abzulehnen.
Die bei Tafelschriften thätigen Wesen erklären auf Befragen,
dass sie verstorbene Menschen seien; wenn sie sich materia-
lisiren, — was in der Regel nur im Dunkeln gelingt, — so
so zeigen sie menschliche Formen, in denen oft bestimmte
*) S. „Beweise für die Existenz einer psychischen Kraft." Von
Edward W. Cox, weil, Ilechtsgelehrtem etc. (Leipzig, Ostv. Mutze 1864.)
XXXII u. 126 8. gr. 8°. 2 Mt
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