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466 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 10. Heft. (October 1887.)
kohlen- und salpeterhaltigen Erdinnern aufstiegen; denn
unerschöpfliche Flötze einer sehr harzigen Braunkohle liegen
Meilen weit rund um Zittau im Schooss der Erde verborgen
und wurden erst 20 oder 30 Jahre später bergmännisch
ausgebeutet. Das Volk behauptete und glaubte fest daran,
es liege, wo solche Flammen sich zeigten, ein Schatz verborgen
. Vorübergehende, die sich entschliessen könnten,
solchem geräuschlos flackernden Breuer sieb dreist zu nähern
und einen Gegenstand von einigem Werth, etwa ein Taschenmesser
, einen silbernen Fingerring etc. hinein zu werfen
und die Stelle durch ein Merkzeichen kenntlich zu machen,
sollten Tags darauf alte Gold- oder SilberstücLe daselbst
finden. Man pflegte deshalb beim Erblicken solcher Flammen
zu sagen, es 'brenne Geld*. — Die leuchtende Flamme sah
ich auch mehr denn einmal über der schwarzen Ackerscholle
in die Luft züngeln, sie verlosch aber, ehe ich sie erreichte,
und dass diejenigen, denen es wirklich geglückt sein sollte,
ein Messer hinein zu werfen, womit einzelne wohl prahlten,
späterhin Geld oder Geideswerth an der bezeichneten
Stelle gefunden hätten, habe ich niemals gehört.
„Der Fuss des Scheibeberges lief auf der Südseite m
ein Thal aus, das umbuschte Hügel bis an die vorüberströmende
Mandau begrenzten. Der Fluss machte an dem
höchsten dieser Hügel, dem Drehberge, eine Wendung gegen
den Schülerbusch und bildete dort eine kleine Bucht, in der
sich das Wasser staute. Die Stelle galt ihrer seltenen Tiefe
wegen für gefährlich, ward aber auch noch aus einem
anderen Grunde gemieden. Dem Volksglauben zufolge
wohnte nämlich unter den geräuschlos dahin ziehenden Wellen
der Wassermann. Wenn es rundum gfanz still war und
der IS ix nicht besorgen durfte, von neugierigen Menschenaugen
beobachtet zu werden, verliess er sein krystallenes
Haus, setzte sich auf das blumige Ufer, wo die Sonne recht
heiss schien, und vertrieb sich die Zeit durch lautes Zählen
der Flicken auf seinen Kleidern, wobei er klatschend an
seine Schenkel schlug. Zu den wenigen Glüklichen, welche
den Wassermann am hellen Mittage beim Drehberge gesehen
hatten, gehörte die Mutter meines Freundes und dieselbe
Dienstmagd, der ich beim Sauerampfer pflücken für
unsere polnische Einquartierung (18J 3) als kleiner Junge,
so tapfer gehollen hatte. — Die Magd war wagehalsig genug
gewesen, sich lustig auf die Hüfte zu schlagen und auszurufen
: 'Da auch ein FlickV worauf der Nix sich kopfüber
ins Wasser gestürzt hatte. — Ueber all diesen Orten
lag, ich kann es nicht bestreiten, ein unbeschreibbares Etwas,
das zu der Annahme berechtigte, just hier könne und
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