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508 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 11. Heft. (November 1887.)
Theilchen werden für den Organismus unverwendbar, sie
sind abgebraucht. Die zahllosen Zellen, in welchen abgebrauchte
Stoffe sich befinden, müssen von ihnen gesäubert,
und neue verwendbare Stoffe müssen aus dem Blute wieder
zugeführt werden. Da schaffen sich die vegetativen Lebens-
kräfte die Hemmnisse für ihre Reinigungs- und Vorbe-
reituugsarbeiten weg, nnd dies geschieht, indem sie dort,
wo es erforderlich ist, den ätheren Organismus vom physischen
loslösen: und erfolgt diese Loslösung in normal
geordneter Weise, so ist das derjenige Zustand, welcher
für den physischen Körper als g e s u n d e r S c h 1 a f zu bezeichnen
ist. Haben die vegetativen Lebenskräfte ihre
Aufgabe beendet, sind die Kraftsphären der Nervenzellen,
Nerven u. s. w. wieder so hergestellt, wie es die neu zu
beginnenden Arbeiten erheischen, so wirken sie auf die
losgelösten Theile des ätheren Leibes, und indem dieselben
in den physischen Organismus zurückkehren, entsteht das
Erwachen des physischen Leibes.
Während der Zeit, da der physische Leib schläft, kann
der Geist sich in den frei gewordenen ätheren Leitungen
ungehindert bewegen, mithin kann der Geist während des
tiefen Schlafes über Gedankenbildkräfte in weit höherem
Maasse verfügen, als während des physischen Wachens. Der
Geist wird daher, während der physische Körper schläft,
neue Gedankenbildkräfte erzeugen; er wird geistige Leistungen
in einer Vollkommenheit vollziehen, die er im Zustande des
physischen Wachseins zu vollziehen nicht in der Lage ist,
und ein geistig Leben von höherem Werthe muss es sein,
das der Mensch lebt, während sein physischer Leib vom
tiefsten Schlafe umfangen, unempfindlich nach Aussen, sich
Anderen zeigt,
Der Materialist wird an dieser Darstellung sofort bemängeln
: das kann nicht sein, denn nach dem Erwachen
aus einem tiefen gesunden Schlafe weiss der Mensch ja
nichts von dem, was der Geist während des Schlafes geleistet
haben sollte. Nun beachte man Folgendes. Die
Gedankenbildkräfte sind in den ätheren Nervenzellen von
den Kräften der ätheren Materie gebunden und gewiss in
bestimmter Weise gelagert. Zieht sich eine äthere Nervenzelle
in die phybische zurück, so kommen eine sehr grosse
Anzahl von Gedankenbildkräften in die physische Nervenzelle
hinein, und nur ein verhältnissmässig kleiner Theil
der Gedankenbildkräfte liegt in der freien ätheren Schicht
über der Oberfläche der physischen Nervenzelle, und nur
jene Gedankenbildkiälte, welche in dieser freien Aether-
schicht der ätheren Nervenzellen lagern, sind dem Geiste
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