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Wittig: Ein Wort der Verteidigung f. d. psychische Theorie. 51Ö
der Griechen ist ebenso wenig wie die kirchliche Teufelslehre
auf die spiritistisch-mediumistischen Phänomene anzuwenden
. Denn die griechischen Dämonen, die aus guten
und bösen, gescheiten und einfältigen Wesen bestehen, sind
nichts weiter als Projectionen der Menschenseelen in eine
bloss phantastisch verzerrte Dämonenwelt hinein. In unseren
Medien selbst liegt das Geheimniss dieser ganzen
Dämonenwelt. In ihren hypnotisch-somnambulen Zuständen
werden einzelne Seelen- und Nervenkräfte ausser Thätigkeit,
andere dagegen in höchste Erregung versetzt, was dann den
blossen Anschein der Unter- und Uebermenschlichkeit ihrer
Manifestationen erregt. Auch wir nennen einen Verbrecher,
der Weib und Kind ohne Noth, aus Wuth und Zorn, ohne
Beherrschung seiner Leidenschaft tödtet, einen wahren
Teufel in Menschengestalt. Der Name thut es nicht, macht
ihn noch zu keinem wirklichen Teufel. Und die katholische
Kirche kann mit ihrer vielfach veralteten Anschauung vom
Wesen und der Bestimmung der Seele ebenso wenig als ein
Maaszstab für Teufelswerk, als die protestantische Kirche
mit ihrer Ansicht als ein Maaszstab über Nekromantie gelten.
Wenn ein protestantischer Theologe, der früher trotz Fechner
und Zöllner doch dem Dämonenglauben huldigte, jetzt
nach obigen Darlegungen Hr . du Prel schreiben konnte:
— „Eine weitere Folge des Lesens Ihrer beiden letzten
Kundgebungen über den Spiritismus ist bei mir diese gewesen
, dass ich mehr und mehr zu der Annahme gedrängt
werde, welche ausser Ihnen Fechner und mein Freund
Zöllner mit Entschiedenheit vertreten haben, dass abgeschiedene
Menschengeister, welche sich noch auf der
Schwelle des Diesseits bewegen, und nicht eigentlich
Dämonen als die Urheber der fraglichen Phänomene anzusehen
sind", - - so scheint es mir, als ob diese spiritistische
Theorie auch noch einige Verwirrung in die protestantische
Theologie zu bringen berufen sein dürfte. Nicht die
wirklichen jenseitigen Seelen, sondern nur
die von unseren Medien und Cirkeln im Trance
vorgestellten Seelen spuken noch auf der Schwelle
des Diesseits herum. Die aber Gott in sein Jenseits
hinüber gerufen hat, — der Rest für sie und unsere Sinne
ist Schweigen! Wir haben die Pflicht, diese Erkenntniss
auch in weitere Kreise zu tragen. Seit fast 2000 Jahren
giebt es bis jetzt noch nicht in solcher hervorragenden Weise, dass
sie zu einer sichern Glaubenslehre des Spiritismus geführt hätten,
obgleich sie doch gerade von diesen am ehesten zu erwarten sein
sollten. Noch wissen wir durch sie nichts Zuverlässiges vom Jenseits.
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