Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
14. Jahrgang.1887
Seite: 531
(PDF, 153 MB)
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Hintereker: Der Graf von Saint-Germain.

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„Verzeihen Sie, aber das ist unmöglich; der Graf
Saint-Germain, den ich damals kannte, war wenigstens 45
Jahre alt, und Sie jetzt erst höchstens so alt."

„Madame", erwiderte der Graf lächelnd, „ich bin
sehr alt."

„Aber dann müssten Sie ja nahe an 100 Jahre alt sein."

„Das ist nicht unmöglich." — Und nun erzählte der
Graf der Frau v. Gergy eine Menge näherer kleiner Umstände
, welche sich auf ihren gemeinschaftlichen Aufenthalt
in den venezianischen Staaten bezogen. Er erbot sich, wenn
sie noch zweifle, ihr gewisse Umstände und Bemerkungen
in das Gedächtniss zurückzurufen, die —

„Nein, nein", unterbrach ihn die alte Gesandtin, „ich
bin schon überzeugt. — Doch Sie sind ein sehr ausserordentlicher
Mensch, ein Teufel."

„Aus Barmherzigkeit!" schrie Saint-Germain mit donnernder
Stimme, „keine solche Benennungen!"

Seine Glieder schienen von krampfhaftem Zittern erfasst,
und er verliess auf der Stelle das Zimmer.

Ich will diesen sonderbaren Menschen näher kennen
lernen. Saint-Germain ist von mittler Grösse und elegantem
Benehmen; seine Züge sind regelmässig; seine Gesichtsfarbe
braun; seine Haare schwarz; sein Gesicht beweglich
und geistreich; sein Gang trägt den Charakter, den Adel
der Lebhaftigkeit, welche nur Menschen von grossem Geiste
eigen ist. Der Graf kleidet sich einfach, aber mit Geschmack
. Sein ganzer Luxus besteht in einer grossen Menge
von Diamanten, mit denen er stets bedeckt ist; er trägt
deren an allen Fingern; seine Tabatiöre, seine Uhren sind
damit besetzt. Eines Abends erschien er bei Hofe mit
Schuhschnallen, welche Herr v. Gonfaut, ein grosser Kenner
von Edelsteinen, auf 200 000 Franks schätzte.

Eine der Bemerkung und selbst des Staunens würdige
Sache ist, dass der Graf mit gleicher Fertigkeit Französisch,
Deutsch, Englisch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch
spricht, ohne dass die Eingebornen dieser Länder, wenn er
sich mit ihnen in ihrer Muttersprache unterhält, auch nur
den leisesten fremdartigen Accent bemerken. Gelehrt** und
Orientalisten haben die Kenntnisse des Grafen Saint-Germain
geprüft. Die Ersteren fanden ihn gewandter als sich selbst
in der Sprache Homert und Virgif %\ mit den Letzteren
sprach er Sanscrit, Chinesisch, Arabisch auf eine Weise,
welche ihnen darthat, dass er längere Zeit in Asien war, und
dass man die Sprachen des Orients in den Coliegien
Ludwig^ des Grossen und von Montaigu nur sehr mangelhaft
erlernt.

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