Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
14. Jahrgang.1887
Seite: 533
(PDF, 153 MB)
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Hintereker: Der Graf von Samt-Germain.

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mehrere italienische Arien begleitet, welche die junge Gräfin
t>. Lancy (später unter dem Namen der Gräfin v. Gerdts so
berühmt geworden) sang, die erst zehn Jahre alt war.

„In fünf bis sechs Jahren," sagte der Graf, als sie aufgehört
hatte zu singen, „werden Sie eine sehr schöne
Stimme bekommen, die Sie lange bewahren; damit aber der
Reiz derselben vollkommen sei, müssten Sie auch die Schönheit
bewahren, welche in dem Alter von 16—17 Jahren Ihr
glückliches Loos sein wird."

„Herr Graf," erwiderte die Kleine, indem sie ihre niedlichen
Pinger über die Tasten gleiten Hess, „das steht in
Niemand's Macht."

„Oh, doch," erwiderte der Graf gleichgültig; „sagen Sie
mir nur, ob es Ihnen angenehm sein würde, bei diesem
Alter stehen zu bleiben."

„Wahrlich, ich würde entzückt darüber sein."

„Nun, ich verspreche es Ihnen." — Und Saint-Germain
sprach von andern Dingen.

Die Mutter der Gräfin, ermuthigt durch die Freundlichkeit
des Mannes in der Mode, wagte die Frage, ob
Deutschland wirklich sein Vaterland sei.

„Madame", erwiderte er, einen tiefen Seufzer aus-
stossend, „es giebt Dinge, die ich nicht sagen darf. Es
genüge Ihnen, zu wissen, dass ich in einem Alter von sieben
Jahren durch die Wälder irrte, und dass ein Preis auf
meinen Kopf gesetzt war. An meinem Geburtstage band
mir meine Mutter, die ich nicht mehr sehen sollte, ihr Bild
um den Arm; ich will es Ihnen zeigen."

Bei diesen Worten streifte Saint Germain seinen Aermel
zurück und zeigte den Damen ein Miniaturbild, welches
eine ausgezeichnet schöne Frau, aber in einer sonderbaren
Tracht darstellte.

„Welcher Zeit gehört diese Kleidung an?" fragte die
junge Gräfin. Der Graf schlug, ohne auf diese Frage zu
antworten, den Aermel zurück, und ging auf ein anderes
Gespräch über. Jeden Tag muss man in der Gesellschaft
des Grafen Saint* Germain über ein neues Wunder staunen.
Vor einiger Zeit brachte er zu der Frau v. Pompadour
eine Bonbonniere, die allgemeine Bewunderung fand. Sie
war von sehr schöner schwarzer Emaillearbeit und hatte
auf dem Deckel einen Achat. Der Graf bat die Marquise,
die Bonbonniere an das Feuer zu stellen, und einige Augenblicke
darauf ersuchte er sie, dieselbe wieder wegzunehmen.
Wie gross war das Staunen aller Anwesenden: der Achat
war verschwunden, und an dessen Stelle erblickte man eine
hübsche Schäferin in der Mitte ihrer Heerde,


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