http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1887/0554
542 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1887.)
Herr Kirchbach dieselbe schwerlich aus der Welt schaffen.
Warum nahm er denn Mr. Eglin(on1s Worte: „Ich fuhr durch
die Decke!" nicht als buchstäbliche Wirklichkeit? Einfach,
weil er die näheren Umstände des Vorganges nicht kennt
und also auch über denselben weder für, noch wider plädiren
kann. Er hat über dieselben offenbar gar nicht ernstlich
nachgedacht, dass nur in ihnen die Lösung des Räthsels
liegen könnte, und zwar ebensowohl {nach seinem angenommenen
Standpunkte, wie nach dem der von ihm ver-
fehmten Spiritisten. Wenn notorisch beglaubigt wäre, dass
Eglinton, nachdem er von den (durch Dunkelheit verbundenen?
oder bei Licht deutlich sehenden?) Augen der Anwesenden
nach der Decke des Zimmers aufgestiegen, alsdann im oberen
Stockwerk richtig schlafend vorgefunden worden, so bleiben
doch logischerweise nur zwei Denkmöglichkeiten: entweder
Eglinton ist durch die Decke vermittelst einer geheimen
Klappe künstlich verschwunden, durch ein Hebewerk emporgezogen
, oder es ist dies auf irgend eine übernatürliche
Weise geschehen. Für beides müssen scharfe Beweise beigebracht
werden, und nicht bloss so oberflächliche Behauptungen
. Zuerst gilt es festzustellen, in welcher Wohnung
dieses Wunder geschah. Etwa im Hause des eigenen
Vaters des Mediums, wie in Herrn Aksakow's citirter Mittheilung
eines Schreibens dieses Vaters? Dann aber müssten
doch genügend Zeugen dafür vorhanden sein, dass das
Medium nicht durch eine so präparirte Decke entwichen
sein kann, wenn das Medium sonst nicht durch Kamin,
Fenster oder Thüren entweichen konnte. So lange das
nicht bis zur Evidenz erhärtet ist, wird man weder für
noch wider die künstliche Decke plaidiren können. Der
Vater Eglinton's erwähnt dieses „Sicherheben und Schweben
seines Sohnes, der in einigen Fällen gänzlich aus dem
Zimmer hinausgeführt wurde, während die Thür verschlossen
und der Schlüssel im Besitze eines der Cirkelsitzer, folglich
keine Möglichkeit eines Ausgangs vorhanden war." Da
somit in seinem Fall die Thür keinen Ausgang gewährte,
konnte nur die präparirte Decke, oder Fenster und Schornstein
diesen Ausgang ermöglichen. Das vielleicht von den
Cirkelsitzern gefühlte Sicherheben des Mediums, wie in
meinem beim Herrn Baron von Hoffmarin in Leipzig erwähnten
Falle, wo ich die Stiefel des Mediums etwa einen
Fuss hoch über dem Tische in der Luft fühlte, würde aber
den Schluss auf ein Entweichen des Mediums durch Kamin
und Fenster verbieten. Folglich bliebe allein die Decke
übrig, durch die er nun entweder künstlich oder transcendental
hindurchgefahren sein muss, wenn er alsdann im oberen
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1887/0554