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Wittig: Wer von uns ist heute spiritistisch krank? 543
Stockwerke vorgefunden wurde. Das wird Herr Rirchbach
uns doch einräumen wollen! Hat er nun etwa seine Annahme
einer künstlichen Durchfahrt irgendwie bewiesen,
oder sie nur stillschweigend vorausgesetzt? Nein, er glaubt
an diese Durchfahrt durch die Decke nicht einmal im
wörtlichen Sinne! Er hält offenbar die ganze Geschichte
für erlogen.
Er sagt uns: — „Der Schreiber dieser Zeilen hat viel
Zeit damit verloren, jene übernatürlichen' Vorgänge zu
studiren und sowohl die philosophische wie die praktische
Seite der Sache kennen zu lernen. Damit Andere ihre
kostbare Zeit sparen, theilt er hier mit, dass seine 'trans-
cendentalen' Hoffnungen in keiner Weise gefördert worden
sind durch diese neueste Art von 'Psychologie*, dass er
weder durch die Lektüre von Du Prel's 'Philosophie der
Mystik', Pertxfs und Anderer Schriften, weder durch die
Einsicht in die spiritistischen Zeitschriften 'Sphinx*,
'Psychische Studien', noch durch praktische Experimente in
irgend einer Weise bereichert worden ist, welche ernstliche,
wissenschaftliche Untersuchung lohnt im Sinne der philosophischen
Bekenner des Spiritismus." — Nun für Herrn
du Prel und Andere haben wir nicht einzustehen, wohl aber
für die „Psychischen Studien", und da verwundert es uns,
dass er aus ihnen noch so gar nichts gelernt hat, wenn er
sie wirklich studirt, und nicht bloss einen höchst oberflächlichen
Einblick in dieselben genommen hätte. Er hätte zum
Vergleich dessen, was Spiritismus ist, und wie derselbe von
verschiedenen Gesichtspunkten aus beleuchtet werden kanti,
auch noch die „Neuen Spiritualistischen Blätter" des
Dr. Gyriax in Leipzig herbeiziehen können, welche sich mehr
auf den gäng und geben Volksglauben über Geister stützen.
Er will sich aber im Folgenden besonders nur mit Herrn
du Prel und dessen „Philosophie der Mystik" beschäftigen:
— „denn erst seit dieser eine philosophische Formel für die
sogenannten spiritistischen Erscheinungen aufgestellt hat,
konnte man bemerken, wie weitere Kreise mit einer gewissen
Ernsthaftigkeit an die Diskussion der Sache gingen." —
Wir sind weit entfernt, die Bedeutung und den Einfluss
des Herrn du Prel auf diese „weiteren Kreise" in München
und anderwärts in Zweifei ziehen zu wollen; aber wir ziehen
Herrn KirchbacKs genaue Kenntnissnahme der vor Herrn
du Prel's Auftreten im Gebiete des Spiritismus vorgekommenen
geschichtlichen Ereignisse entschieden in
Zweifel. Wäre wirklich so wenig aus der Literatur des
Spiritismus zu lernen, weshalb schreibt denn Herr Kirchbach
einen fast 26 Spaltseiten (S. 1191) — S. 1224) umfassenden
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