http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1887/0556
544 Psychische 8tudien. XIV. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1887.)
belehrenden Artikel über ihn, wenn es nicht bloss wegen
des guten Honorars dafür geschieht? Er musste ihn nach
seinen voraufgeschickten abfälligen Bemerkungen von seinem
hohen wissenschaftlichen Standpunkte aus doch wohl ganz
ienoriren. Aber so erhebt er ihn ja durch seine eigene
„klassische Kritik" erst zur Würde einer beachtungswerthen
Zeiterscheinung. Das nöthigt uns wieder zu einer neuen
Prüfung seiner so „ernstlichen wissenschaftlichen Stellungnahme
, " insofern er sich auch auf die „Psych. Studien" mit
bezieht. Philosophisch ist Herrn Kirchbaclis* Einmischung
sicher nicht, denn sonst würde er nicht behaupten: —
„Trägt sich etwas unter einem philosophischen Titel vor,
so wirkt das noch immer in Deutschland auf viele Leute,
wie Branntwein auf eine alte Frau. Nicht etwa, weil wir
ein ausserordentlich philosophisches Volk sind sondern weil
im Gegentheil eine gründliche Beschäftigung mit dieser
Wissenschaft von Tag zu Tag seltener wird. Der philosophische
Titel imponirt daher gerade oft denen am meisten,
welche nur oberflächliche Ketmtniss der Wissenschaft besitzen
." — Hieraus müssen wir doch wohl schliessen, Herr
Kirchbach zähle sich bescheidener Weise selbst nicht zu
jenen Oberflächlichen. Wir wollen ihm aber diesen Irrthum
gründlich zu benehmen versuchen, damit er sich nicht selbst
und Andern mit seiner Wissenschaftlichkeit, welche über
den Spiritismus in der von ihm beliebten Weise zu Gericht
sitzt, weiter täusche. Was er mit Herrn Dr. du Frei direct
zu rechten hat, übergehen wir selbstverständlich, da dieser
sich selbst zu vertheidigen das Zeug hat; nur in direct
streifen wir die ihm gemachten Vorwürfe, insofern sie auch
uns zum Theil mit angehen.
(Fortsetzung folgt.)
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