Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
14. Jahrgang.1887
Seite: 576
(PDF, 153 MB)
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576 Psychische Studien. XIV. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1887.)

b) Frau Eliza Wille geb. Sloman berichtet in ihren
„Fünfzehn Briefen von Richard Wagner. Nebst Erinnerungen
und Erläuterungen. III. Wagner bei uns 1855—1864" in
^Deutsche Rundschau" Nr. 11 vom 1. März 1887, dass der
grosse Künstler in der Zeit seines grössten Ringens und
Kämpfens sich auf ihrer und ihres zur Zeit (1860) nach
dem Orient mit Fritz Reuter verreisten Gatten Villa Mariafeld
bei Zürich als Gastfreund in vielfachen trüben Verstimmungen
über seine damals noch gehemmten Verhältnisse befunden.
„Er hatte (an einem seltsam schönen, klaren Morgen von
einem frühen Spaziergang zurückgekehrt) Platz genommen,
und während er zusah, wie ich nähte, erzählte er, dass er
eine böse Nacht gehabt habe; nur der Sonnenschein und
die reine Luft auf unsern Berghöhen habe ihn wieder aufgefrischt
. Er habe die ganze Nacht mit König Lear zu
thun gehabt, den seine Töchter ins Elend gejagt, während
er mit königlicher Grossmuth sie mit seinem Hab* und Gut
beschenkt hatte. — Im Sturm und Gewitter habe er sich
die ganze Nacht auf der Haide herumgetrieben; er selbst
sei der König Lear gewesen. Der Narr habe ihm Hoheliedchen
gesungen, der arme Bettler Edgar habe als der
blöde Toms gewimmert, 'es sei ihm kalt' Lear mit seiner
königlichen Seele habe seinen Fluch in Nacht und Sturm
hinausgeschleudert und sich gross und elend gefühlt, aber
nicht erniedrigt. 'Was sagen Sie, Freundin, zu solchem
Erlebniss, wo der Mensch sich identisch fühlt mit dem,

was der Traum ihm vorzaubert ?'--Es giebt Stimmungen

und Erregungen des Gemüthes, wo man nicht Worte, sondern
Töne sucht. So lange Wagner bei uns war, hatte ich mein
Ciavier nicht berührt, so sehr ich danach verlangte. Der
Gedanke an den grossen Meister, der mich hören könnte,
lähmte mich, so dass ich lieber meinen musikalischen Phan-

* _____

tasien nicht den Spielraum gab. — Für mich ist die Musik
eine wunderbare, unerklärliche Macht. Man möchte bei der
räthselhaften Natur ihrer Offenbarungen an die Deutung
glauben, dass der Mensch in seinem sterblichen Leibe eine
Seele trägt, die alles Schöne, alles G öttliche ihrem Ursprünge
nach kennt, und die, von den Fesseln dieser Welt gebunden,
ihren Weg zurücksucht in die Heimath. Vieles von dort
hat sie vergessen, aber wenn sie in Sehnsucht und Ahnung
sich aufschwingt, wenn sie ihre Klage seufzt und die
Schmach ihrer Verbannung fühlt, wenn die Glorie ihres
Ursprungs über sie kommt, so bricht die Muttersprache
hervor, die in den Tiefen ihres Wesens schlummert. — Von
diesem, das Wagner besser wissen musste als ich, hätte ich


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