http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1887/0591
Kurze Notizen.
579
umgaben, um ihren „magnetischen" Einfluss auf das Medium
desto zauberhafter zu gestalten, hat in allerletzter Zeit auch
die wissenschaftlichen Kreise zu interessiren begonnen, so
dass wir nunmehr schon eine Keihe wissenschaftlicher Untersuchungen
über diesen Gegenstand, der bisher von den Einen
als Wunder, von den Anderen als Schwindel bezeichnet
wurde, besitzen. Prof. Obersteiner hat in der uns vorliegenden
kleinen Schrift die dankenswerthe Arbeit unternommen, den
gegenwärtigen Stand der Frage des Hypnotismus übersichtlich
zusammenzustellen. Wir erfahren daraus, dass nicht
jeder Mensch ein günstiges Medium abgiebt, dass es trotz
aller Hypnoskope (kleine Instrumente, welche hypnotisirbare
Personen erkennen lassen sollen), nicht möglich ist, von
vornherein zu bestimmen, welche Personen sich für die
Hypnose eignen, ferner dass die Persönlichkeit des Hypnotiseurs
nicht jenen gewaltigen Einfluss auf das Gelingen des
Experimentes hat, wie man gewöhnlich annimmt, dass es
sogar Leute giebt, die im Stande sind, sich selbst zu hypnoti-
siren. Ebenso ist auch die Methode des Hypnotisirens mehr
weniger gleichgültig, alle Methoden wirken durch die äusseren
Sinnesorgane auf das Centrainervensystem, und es wirkt neben
dem physischen auch ein psychischer Factor mit, weshalb es
gut ist, dass der Hypnotiseur seinem Medium mit einer
entschiedenen Autorität entgegentritt. Leute, die häufig
hypnotisirt worden waren, geben die besten Medien gab, und
Liegois in Nancy hat sogar ein solches Individuum durch
den einfachen Befehl einzuschlafen auf eine Entfernung von
1500 Meter per Telephon hypnotisirt. Nachdem Ober Heiner
die einzelnen bei der Hypnose auftretenden Erscheinungen
auf dem Gebiete der Mobilität, Sensibilität, in der vegetativen
Sphäre und auf psychischem Gebiete geschildert, geht er zu
einer ausführlicheren Besprechung der sogenannten Suggestiv-
Phänomene über, jener merkwürdigen Erscheinungen, die
darin bestehen, dass man das hypnotisirte Individuum beliebig
beeinflussen, es zu irgend einer beliebigen Handlung
oder Thätigkeit veranlassen kann, die man von ihm verlangt,
dass man ihm jedes beliebige Ding einreden kann, z. B. dass
ein Bleistift eine Cigarre sei, dass die hypnotisirte Person
ein Thier sei; das hypnotisirte Individuum handelt dann
ganz im Banne der Suggestion, ja man kann sogar von dem
Hypnotisirten verlangen, dass er eine ihm suggestirte Handlung
nach einer bestimmten Zeit (in einem Falle von Liegois
nach einem Jahre) vornehme, und auch dies geschieht dann
mit einem unwiderstehlichen Zwange; eine ganze Reihe von
Beispielen erhärten diese merkwürdige Erscheinung, Im
dritten Absätze versucht der Verfasser die physiologische
37*
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1887/0591