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Kurze Notizen.
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schreiben (S. 411): 'wer mit dem Blute seines Leibe3 nur
ein Jota schreibt und in ein Schriftstück einzeichnet, der
bleibt bei Jannes und Jambres, den Namen-Zauberern'. (Der
Glaube, dass der Contract, wodurch man sich dem Satan
zu eigen gebe, mit eigenem Blute zu schreiben sei, ist erst
aus dem 13. Jahrhundert bezeugt, s. Rosko/f rGeschichte des
Teufels'' I, 1)47; aber etwas Aehnliches muss doch schon
hier gemeint sein.) Diese „Namen", mit denen gezaubert
wird, finden sich u. A. auch bei den Mandäern und den
Abessiniern. Sie werden noch 419, 26 erwähnt. 397, 5 giebt
uns Ephraim auch zwei Dämonen- (resp. Engel-)Namen, wie
wir solche aus litterarischen und andern Denkmälern des
Orients in Fülle kennen: RüfäelxmA Reßfäel, beides natürlich
Entstellungen von Raphael (Refäel) in bekannter Art. (Der
Erzengel heisst bei den Abessiniern ja selbst Rtifäel.) Auch
die geheimnissvollen Waschungen in Quellen, gegen die er
an mehreren Stellen eifert (siehe die Stellen bei Payne-
Smith col. 2588 unten), werden hier wieder genannt (395);
leider lässt uns auch die etwas genauere Stelle III, 666 f.
(der Rom. Ausg.) noch nicht recht das Wesen und den
Ursprung dieses Brauches erkennen. Selbstverständlich verwirft
Ephraim dies Treiben nicht als Unsinn, sondern als
Gottlosigkeit, da er mit seiner ganzen Zeit an die Existenz
der von den Beschwörern angerufenen Dämonen und an die
Wirksamkeit der Zauberei auf die höllischen Mächte so fest
glaubt wie nur Einer der Beschwörer selbst." — Das sich
dem Satan Unterschreiben mit Blut scheint nach Dr. Mandelkerns
Uebersetzung von A. MapuJ% „Thamar-Roman aus
dem biblischen Alterthume" schon 800 v. Chr. bekannt gewesen
zu sein. (s. „Psych. Stud." Juni-Heft 1885 S. 281 ff.)
Wenn die Materialisationen der Neuzeit wirklich keine
irgendwie bloss subjectiv gestalteten Hallucinationen
der Sinne, sondern zugleich reale Gebilde unserer sinn-
lich-objectiven Wirklichkeit wie die uns umgebende Welt
sind, dann wäre auch gegen die obige „wenig phantasiereiche
" Schilderung der Hölle nichts mehr einzuwenden.
Sollte nicht der Begriff ,,Hallucination" vorerst genauer
festgestellt und bis zur „Illusion" und „Vision" an wirklichen
Gegenständen wie im Schauspiele erweitert werden,
ehe man die gemeine sinnliche Wirklichkeit mit im Grunde
doch subjectiven Geist- und Stoff-Gestaltungen ganz gleich
setzt? — Weshalb gerade die citirten Namensentstellungen
von Raphael zu Dämonen gestempelt wurden, ist vielleicht
aus der eigentlichen Bedeutung dieses Namens: „Gott hat
geheilt" zu erklären. Es sollen vielleicht magnetisirende
(zaubernde) Heildämonen sein. — Wir sehen, dass der
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