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2 Psychische Studien. XV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1888.)
Frey er, Professor der Psychologie in Jena, es thut? („Deutsche
Kundschau," Januar-Heft 1886.)*) Nun konnten aber auch
in Frankreich die Beobachtungen der Engländer durch
hervorragende Aerzte und Juristen, wie Richet, Liegeois**)
Fere, Binel, Beminis, Perrouet, Ochorowicz tu s. w«, auf Grund
eigener Erfahrungen bestätigt werden. Endlich ist es
ausserdem der jüngst gegründeten psychologischen Gesellschaft
in München gelungen, durch eine Reihe exaeter
Verbuche in 24 hypnotischen Sitzungen 30 Zeugen aus den
verschiedensten Berufsarten hintereinander den schlagenden
Nachweis zu liefern, dass ohne sichtbar materielle und ohne
sinnliche Verbindung Gedanken und Empfindungen einer
Peisou auf eine andere mit einer geradezu auffälligen
Intensität übergehen können.
Im Nachfolgenden gelangen die Resultate einiger dieser
Sitzungen zur Veröffentlichung mit besonderer Berücksichtigung
derjenigen Experimente, welche die organische
Veränderung und die Uebertragung von Empfindungen
darthun und zum ersten Male von dem Sonderausschuss mit
Erfolg angestellt wurden. Der Uebersicht wegen sind diese
Versuche hier nicht nach den Sitzungen, sondern nach dem
Inhalt geordnet und vorangestellt.
Die erste jener drei Sitzungen, auf die im Nachfolgenden
als Sitzung I Bezug genommen wird, fand am
21. Mai 1887 Abends in der Wohnung des Verfassers statt.
Als Zeugen waren zugegen der Privatdocent und Conservator
Herr Dr. Muther und der cand. med. Herr Möller.
Wie auch bei allen früheren Sitzungen, wurde die in einem
Lehnstuhl sitzende Versuchsperson, welche wir hier Fräulein
Lina nennen wollen, durch das Fixiren eines goldnen Ringes
in 3 Minuten 8 Secunden von mir in Hypnose versetzt,
nachdem die vorher im wachen Zustand angestellte Untersuchung
von Puls und Respiration eine Frequenz für ersteren
von 88 Schlägen in der Minute, für letztere von 20Athem-
zügen ergeben hatte. Nach dem Eintritt der Hypnose, also
*) Uebrigens ist die psychologische Gesellschaft ihre Antwort
Herrn Professor Pretjer nicht schuldig geblieben. In einer kleinen
Broschüre (Telepathie. Antwort auf die Kritik des Herrn Professor
Preyet von Ed. Unrney, Leipzig, Friedrich, 1387) die jetzt in deutscher
Uebersetzung e* scheint, weins der Autor, mit peinlichster Vermeidung
jede* Wortes, das auch nur im entferntesten das persönliche oder
wissrnschaftlicho Ansehen seines Gegners veiletzen könnte, auf der
Basis streng logischer, sachlicher und Ziffermassiger Begründung jene
Angriffe in einer Weise zu widerlegen, die für den Leser keinen
Zweifei übrig Lsst Am Schluss seiner Erörterung (S. 57, IV) ladet
der Verlasser den Professor Preyer zur Theilnabme an seinen Versuchen
cm.
**) Vergl. »Psych. Stud." 1885 Januar-Heft S. 1 ff. — D. Red.
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