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Albert v. Notzing: Hypnotische Experimente. 3
bereits nach drei Minuten, constatirten wir durch Nachuntersuchung
eine Steigerung des Pulses auf 96, der Respiration
auf 40 bis 4 t. Auf Nadelstiche fehlte jede Iteaction,
die Pupillen zeigten sich als nach oben gekehrt, und die
aufgehobenen Arme fielen durch ihre natürliche Schwere
herunter. Demnach war der lethargische Zustand der
Hypnose eingetreten.
Sitzung II wurde am 22. Mai 1887 Nachmittags im
Atelier des durch seine Kunstwerke bekannten Malers
Professor Gabriel Max abgehalten. Er selbst, seine zwei
Neffen, der Chemiker und Maler Müller, Freiherr Dr. Carl
du Prel und dessen Gemahlin nahmen als Zeugen Theil.
Als Hypnotiseur fungirte in allen Fällen der Verfasser und
als Empfängerin Fräulein Lina. Die Hypnose wurde
wiederum, wie oben, in 21l9 Minuten erzielt, der Puls stieg
in dieser Zeit von 88 auf 9(3, und die Respiration dementsprechend
von 20 bis 24 auf 48 Athemzüge. Die übrigen
Zeichen der Lethargie wurden, wie in Sitzung I, festgestellt.
Sitzung III fand am 27. Mai Abends im Arbeitszimmer
des genannten Freiherrn du Prel statt. Er selbst,
seine Gemahlin und Schwägerin, sowie der Conservator der
alten Pinakothek, Herr A. Bayersdorff er (Präsident der
psychologischen Gesellschaft), controlirten als Zeugen die
angestellten Versuche. Die Hypnose trat nach vier Minuten
ein, der Puls betrug vorher 76 bis 80, nachher 88 Schläge.
Respiration vorher 16, nachher 44 in der Minute. Der
lethargische Zustand gab sich wie in Sitzung I und II zu
erkennen.
I. Versuche organischer Veränderung,
Experiment 1 (in Sitzung I): Die Herzthätig-
keit der Schlafenden soll sich unter dem Ein-
fluss einer Suggestion verlangsamen. Wir
konstatirten vorher durch mehrmalige genaue Prüfung
80 Schläge in der Minute. Die Hypnose hatte, als wir
diese Untersuchung vornahmen, schon über eine Stunde
gedauert, womit gewöhnlich ein Sinken der Herzthätigkeit,
aber niemals unter die Norm, verbunden ist. Nach dieser
Feststellung rede ich der Empfängerin durch beruhigende
Worte ein, sie sei krank, bedürfe wegen der abnormen Höhe
ihres Pulses absolut der Ruhe, sie müsse sich benehmen,
wie eine Patientin, möge wenig sprechen; dann werde auch
in kurzer Zeit das heftige Fieber nachlassen. Lina schläft,
ohne zu phantasiren, wie sie es oft, besonders auch an
diesem Abend zu thun pflegte, meiner Weisung folgend,
ruhig fort, und bereits nach sieben Minuten können wir den
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