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6 Psychische Studien. XV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1888.)
ein Taschentuch vor den Mund, so dass über die Art ihrer
Empfindung kein Zweifel bestehen konnte.
C. Des Geruchs (in Sitzung III).
Aus vierzehn von einem Apotheker für diesen Zweck
zusammengestellten, gut verschlossenen Substanzen wählte
Freiherr du Prel für
Experiment 10: Veratrinum purum (in Pulverform).
Um eine Verflüchtigung des übrigens in enghalsigem
Fläschchen verwahrten Pulvers, das ausserdem sich sehr
schwer der Luft mittheilt, zu verhüten, wurde dieses
Fläschchen, ebenso wie die bei den folgenden Versuchen,
unmittelbar nach seiner Oeffnung fest von mir unter die
Nase gedrückt. Auch ist zumal wegen der räumlichen
Entfernung an eine directe Wirkung der Substanz auf die
Schlafende nicht zu denken. Sobald der Reiz bei mir zu
wirken anfängt, hustet die Empfängerin heftig. Da es mir
wegen der Stärke des Eeizes trotz aller Anstrengung nicht
gelingt, jede hörbare Empfindung ganz zu unterdrücken, so
schnauze ich mich. Die Schlafende thut es zu gleicher Zeit,
hustet fort, verzieht das Gesicht und spricht: „Es kratzt
ja so, ich begreife gar nicht, warum ich nicht husten soll;
wenn Sie mir so entgegenkommen, muss ich ja husten, das
ist sehr schlecht, das kitzelt." — Nach dem späteren Wachwerden
, bei dem Lina, wie auch sonst, keine Erinnerung an
das in der Hypnose mit ihr Vorgegangene hat, hustet sie
noch immer fort, und spricht: — „Ich weiss nicht, was ich
im Halse habe, ich fühle einen solchen Kitzel; wenn ich
niesen könnte, wäre ich froh; ich glaube, ich bekomme einen
Katarrh." —
Für Experiment 11: Oleum Menthae piperithae
(Pfeffermünzöl). Verfahren wie beim vorigen Versuch.
Lina athmet hörbar durch diese Nase und erklärt, wahrscheinlich
noch unter dem Eindruck des Veratrin: — „Das
ist unangenehm, sehr unangenehmI" —
Für Experiment 12: Aether fragariae(Erdbeeräther).
Während ich schon das behutsam geöffnete Fläschchen unter
die Nase halte, erwacht Lina langsam aus der Hypnose und
wird damit, ob wohl ich mit möglichster Vorsicht im Wachen
den Versuch fortsetze, unempfindlich gegen meine Sinneseindrücke
. Nach kurzer Pause verfällt sie wieder in Hypnose
dadurch, dass ihr Blick beim Herumblättern in der ihr von
mir gereichten „Münchener bunten Mappe" auf einen Zettel
fällt, auf dem Wort: „Omega4* haften bleibt, welches sie
einer ihr in der Hypnose gemachten Eingebung zufolge
immer wieder in den Schlaf zurück versetzt. Das Buch
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