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Aksakow: Krit. Bemerkungen über Dr. v. Hartmann's Werk. 27
die gewünschte Hallucination einzupflanzen; ich werde
mich bei dem ersten Theile dieser Behauptung nicht aufhalten
, sondern nur bei der Versicherung, dass das Medium
sogar im Trance-Zustande hallucinire. Worauf gründet
sich dieses erste Princip? Wenn wir die Medien selbst
befragen und besonders diejenigen, bei welchen die
Materialisationen sich nicht in stereotypen Formen halten,
so antworten sie uns, dass sie in den Trance-Zustand übergehen
, ohne an die Gestalten zu denken, welche erscheinen
könnten; dass sie ihrem somnambulen Bewusstsein keine
„Directive" geben (S. 65), und dass sie sich bei ihrem
Erwachen an nichts'erinnern. Aher dieses Zeugniss, wird
man sagen, kann nicht angenommen werden; denn ausser
dem guten Glauben, der beargwöhnt werden kann, vermag
sich die Suggestion (Gedanken-Eingebung) auf eine un-
bewusste Weise, durch eine Operation des somnambulen
Bewusstseins einzuschleichen. Es bleibt uns nur übrig, das
durch den Trance-Zustand des Mediums selbst verkündete
Princip zu bewahrheiten. Die hypnotischen oder somnambulen
Subjecte bezeichnen stets, wenn sie halluciniren, durch irgend
welche äussere Zeichen das, was sich in ihnen zuträgt; aber
das Medium i»t im Trance wie todt; — nicht ein Wort,
nicht eine Geste lässt vermuthen, dass es irgend etwas
sieht, und noch weniger die Gestalt, welche die Anderen
sehen. Wenn man zu ihm spricht, antwortet es nicht. Was ist
es nach Herrn v. H. ? Eine Hallucination während des Schlafes,
wenn nicht ein Traum, der bis zum höchsten Stärkegrade
der Wirklichkeit gesteigert ist, indem er den Schläfer in
einen Zustand äusserster Erregung versetzt und ihn dann
plötzlich auffahren lässt: in diesem Moment hält er sich
noch für die Beute dieser erschreckenden Wirklichkeit.
Aber noch Niemand hat einen einfachen Traum, aus dem
man nicht erwacht, eine Hallucination genannt. Sehr häufig
sprechen und gestikuliren die Personen, welche schlafen, —
Beweis, dass sie ein Traumgebilde sehen. Nichts von alledem
geschieht bei dem Medium in Trance: es schläft tief und
ruhig. Worauf also gründet sich die Fundamental-Be-
hauptung des Herrn v. dass das eingeschläferte Medium
hallucinire und zwar „mit einer besonderen Intensität
der Hallucination" (S. 31)? Sie ist vollkommen willkürlich.
Das zweite allgemeine Princip ist, dass das
einmal eingeschläferte und hallucinirende Medium den Mit-
8itzenden dieselbe Hallucination, die es selbst hat, einpflanze
: — „den lebhaften Wunsch hat, dass die Anwesenden
dieselbe vermeintliche Wirklichkeit wahrnehmen, d. h. dieselben
hallucinatorischen Vorstellungen haben möchten, wie
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