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34 Psychische Studien, XV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1888.)
dass gerade die Concentration der Gedanken zu vermeiden
ist, wenn man sieh bei einer Seance befindet und die
Manifestationen noch nicht begonnen haben. Ob bei einer
S6ance mit Licht oder ohne Licht, ob für physikalische
Wirkungen oder für Materialisation, — stets wird Tom
Medium oder von den unsichtbaren Kräften dieselbe Bedingung
auferlegt: keine Gedankenconcentration,
aber Musik, Gesang, oder leichte Unterhaltung.
Was Denjenigen schadet, welche zum ersten Male den
Seancen beiwohnen, ist gerade die Aufregang, der Wunsch
nach, oder die Erwartung hinsichtlich einer aussergewöhn-
lichen Sache. Die Erfahrenen wissen, dass inmitten einer
leichten Oonversation ohne Beziehung auf den Spiritismus
die merkwürdigsten Phänomene sich erzeugen. Und so inmitten
eines Cirkels, welcher Musik macht, singt, oder in
der gleichgültigsten Weise plaudert, geschieht es, dass allen
Mitgliedern diejenigen Hallucinationen eingepflanzt werden,
welche, nach Herrn v. H.9 das eingeschläferte Medium zu erzeugen
belieben wird.
Worauf lässt sich also die Theorie des Herrn v. H.
über die Materialisations-Phänomene zurückführen? Trotz
aller Verwickelungen, die auf den so eben erwähnten allgemeinen
Principien aufgerüstet sind, lässt sie sich in ihrem
einfachsten Ausdruck auf folgende Formel zurückführen:
— Das Medium schläft und träumt,, und die
Theilnehmer der Sitzung träumen mit ihm,
schlafen aber nicht.
Das ist es, was Herr v. H. „den wissenschaftlichen
psychologischen Standpunkt" (8. 56) nennt!
(Fortsetzung folgt.)
Die geistige Mechanik der Natur.
Entworfen von Josef Sehlesinger, o. ö* Professor an
der k. k. Hochschule für ßodencultur in Wien.
(Aus einem noch nicht veröffentlichten Manuscripte.)
■XT-
(Fortsetzung von Seite 567, Jabrgang 1887.)
In gewisser Hinsicht kann ich dieser von B'reiherrn
Dr. Carl du Prel vertretenen Ansicht beipflichten; denn,
wenn das Gebiet der Nervenzellen, in welchen sich die
Gedankenbildkräfte befinden, im somnambulen Zustande
ein weitaus umfangreicheres ist, als im tag wachen Zustande,
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