Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
15. Jahrgang.1888
Seite: 94
(PDF, 149 MB)
Bibliographische Information
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94 Psychische Studien. XV. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1888.)

Menschen leitet. Und doch wünscht meine Seele nichts so
heiss, als dass es droben eine Vergeltung geben möge, und
dass es den Abgeschiedenen vergönnt wäre, befreit von allen
Qualen, ihre Lieben hieaieden zu umschweben: das wäre ein
trostvoller Glaube, ein Glück, für das ich mit dankerfülltem
Herzen alles, was ich bin und habe, und selbst mein Leben,
gern hingeben möchte." — Und am Schlüsse seiner rührenden
Geschichte ruft er abermals aus: — „O, wenn es doch wahr
wäre, dass es ein Leben jenseits des Grabes giebt! Dann
würde der Schatten meiner seeligen Mutter dieser herrlichen
Frau entgegen geeilt sein, um ihr zu danken und ihre

heiligen Hände zu küssen; dann werde ich einst--ach!

wenn es doch wahr wäre! Aber es ist nicht wahr!" —
Damit sprang er empor and blickte düsterer denn je in die
lachende Welt. — Damit schliesst die Geschichte. Was den
gefeierten Künstler mitten auf der Höhe seines Ruhmes und
Glückes oft plötzlich wie mit König SauFs Schwermutli
überfällt, sind folgende Gedanken: — „Helfen kann mir
kein Gott, Du Treuer, aber Du hast wohl ein Recht, das
traurige Geheimniss meines Herzens zu erfahren. Ach,
lieber Freund, diese Welt ist so wunderschön und doch so
falsch, so unsäglich falsch und schlecht, Menschenherzen,
^oldtreue, reiue, edle Menschenherzen brechen aus Sorge
und Noth, aus Mangel an ßrod, und an ihrem Schmerzens-
lager steht mit vollen Backen der Ueberfluss ohne Mitleid,
ohne Erbarmen, und in ihre letzten Seufzer mischt sich das
Lachen der Lust von blühenden Lippen; jener aber, welcher
voll innigsten Erbarmens heisse Thränen weint, zermartert
sein Hirn vergebens, Mittel zur Rettung zu finden. Was
soll mir doch die Gunst der Vornehmen, «He Schmeichelei
der Schönheit und alP der goldene Ueberfluss, da jene todt
sind, die ihre Armuth mit mir getheilt ♦ . . während sie
selber Mangel litten; und solche Menschen müasea verderben
und sterben, während Tausende herzloser Puppen in Sammt
und Seide einherstolziren und es wagen dürfen, mir ob
meiner Kunst, die mit dem Herzblut des besten und unglücklichsten
Menschenlebens erkauft ist, süsse Schmeichelworte
zuzuflüstern." — Das ist zwar Pessimismus, aber eiu
in dieser bitteren Lebenserfahrung zum Theil begründeter,
welcher allerdings auch wieder nicht allein durch blossen
Optimismus und Spiritismus landläufiger Art zu curiren
sein dürfte. Es gehört die philosophische und religiöse
Ueberzeugung eines tiefer geschöpften Spiritualismus
dazu, um über diese Erdenprobleme zur geistigen Klarheit
und zur schliesslichen spirituellen Entsagung von allem
Irdischen zu gelangen. Müssen wir nicht, um Geister zu


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