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08 Psychische Studien. XV. Jahrg. 3. Heft. (März 1888.)
„Die Aufgabe der Philosophie ist es nun, im einzelnen
nachzusehen, ob der Inhalt des dreifachen Glaubens
der Menschheit bezüglich des Dass . . . zweitens
bezüglich des Was ... endlich bezüglich des
Wieviel . . . der betreffenden Gegenstände
Wahrheit enthält und als wahr streng bewiesen
, oder wenigstens mit guten Gründen
einleuchtend gemacht werden kann. . . . Der
Glaube als unmittelbare Annahme entsteht also nicht aus
den guten Gründen, welche etwa für seine Richtigkeit
sprechen, als aus wissenschaftlich bewussten Gründen; er
wird nicht durch sie bewirkt: sondern er entsteht auf
anderem Wege mit unmittelbarer Nothigung, lange ehe wir
uns der guten Gründe bewusst sind, oder auch nur Anlass
haben, uns auf das zu besinnen, was etwa für die Richtigkeit
seines Inhalts sprechen mag. . .fc<
Dies ist der Rahmen des mir in zweiter Auflage vorliegenden
„Grundrisses der Philosophie" von Dr. /. L. A, Roch.
(Göppingen, Herwig, 1885). — Ob nun ebensoviele mit der
JTocA'schen Ausfüllung dieses Rahmens einverstanden und
zufrieden sein werden, wie sie es ohne Zweifel mit diesem
selbst sein werden, dürfte alleidings fraglich sein. Ich für
meine Person bin mit der so gearteten Ausfüllung im
Grossen und Ganzen nicht einverstanden; viele Andere, und
unter ihnen namentlich theologische Kritiker, welche ja
immer aus der Verfechtung eines persönlichen Gottes
seitens eines wirklich wissenschaitlich gebildeten Mannes
ihren Vortheil zu ziehen wissen, ich sage: viele Andere
werden dem Verfasser zustimmen, zumal er in knapper und
klarer Diction uns ein einheitliches Bild einer Weltauffassung,
der letzten und eigentlichsten Aufgabe der Philosophie,
entrollt. Nur wenn ich meiner Recension einen dem in
Frage stehenden Buche entsprechenden Umfang geben
könnte, würde ich auf alle Einzelheiten eingehen können;
da aber dieses nicht der Fall ist, muss ich mich auf einiges
Wenige beschränken, welches vielleicht zur näheren Lektüre
des lesenswerthen Buches anregen wird.
Ich will aufrichtig sein und gestehen, dass mich die
Trichotomie, d. h. die Dreitheilung des Menschen in Körper,
Seele und Geist, welcher Koch beitritt, zu dem Buche hingezogen
hat. Deshalb hierüber einige Worte. Innerhalb
der menschlichen Welt, des Mikrokosmos, kommen bekanntlich
die allerverschiedensten Prozesse vor, und es ist oft schwer
zu sagen, ein wie gearteter in concreto vorliegt. Nichtsdestoweniger
ist es nicht nur erlaubt, sondern auch behufs
eines verständnissvollen Erfassens der menschlichen Natur
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