Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
15. Jahrgang.1888
Seite: 109
(PDF, 149 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Wittig: Wer von uns ist heute spiritistisch krank? 109

zuvor bei ihrer Gebundenheit durch die vernünftige Kücksicht
auf das Ganze möglich war: und das ist das Wesen der
im sogenannten Mediumismus durcheinander spielenden
Kräfte, welche ein treffliches Analogon in der vom tagwachen
Bewusstsein zwar gezügelten, aber dennoch scheinbar frei
spielenden Phantasie haben. Bei tagwachen selbst-
bewussten Menschen vermag nur die Phantasie oder
Einbildung solche Wunder zu verrichten, wie sie uns
vom Mediumismus berichtet werden. Es frägt sich nun,
ob es physiologische Nerven- und Seelenzustände gebe, in
denen diese innere Einbildung zu einer äusseren Herausbildung
werden kann, d. h. in denen solch' Subjectives sich in
Objectives umzugestalten vermag? Dass innere Einbildungen
auf den Organismus des Menschen selbst umgestaltend einzuwirken
im Stande sind, steht fest durch Vererbungen, das
sogenannte Versehen, Muttermale, blutende Wunden u. s. w.:
— warum sollte diese Fähigkeit sich nicht auch zuweilen
aus dem Organismus heraus direct bethätigen können? Diese
Fähigkeit ist ja nicht an das tagwache Sinnen-
Bewusstsein allein gebunden, sondern auch an jenes
gleichzeitig mit vorhandene Vermögen der Phantasie
im Menschen. Sollten sich dadurch nicht die verschiedenen
Erscheinungen des Mediumismus einigermaassen erklären
lassen? So würde, was dem sonst abgegrenzten Sinnen-
Bewusstsein als unmöglich erscheint, dem in und durch
einander spielenden phantasievollen Traum- und somnambulen
Bewusstsein gar keine Schwierigkeiten bereiten.

Hiernach würden die von Herrn Kirchbach bestrittenen
dramatischen Spaltungen des Herrn du Prel doch wohl zu
einigem Kecht bestehen. Aber sie würden nur niemals auf
dasselbe tagwache, stets nur selbstbewusst handelnde Ich
zurückgeführt werden können, sondern nur auf dieselbe
Person, welche verschiedene Ich's von sich ausstrahlen
lässt, wie eine bengalische Flamme rothe, grüne und blaue
Beleuchtungen. Wenn du Preis Logik die einzelne
Thätigkeit eines Ich mit dem Ich selbst verwechseln
soll, so verwechselt oder identifirt Herrn KirchbacK* Logik
die verschiedenen Ichthätigkeiten einer und derselben Person
mit einer einzelnen tagwachen selbstbewussten Ichthätigkeit
derselben. Das ist ebenso grundfalsch. Das Ich,
das da isst, ist doch nicht genau dasselbe volle Ich, das da
spazieren geht. Wenn Herr Kirchbach das nicht einsehen
sollte, so wäre er zum Logiker verdorben. Aber dieselbe
Person kann essen und spazieren gehen, tagwach bewusst
und zuweilen auch somnambul sein, — wobei die verschiedenen
Ichrepräsentationen deshalb für sich selbst noch


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