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HO Psychische Studien. XV. Jahrg. 3. Heft. (März 1888.)
keine neuen selbstständigen Persönlichkeiten zu bilden
brauchen. Man braucht also die Geisterrepräsentationen
eines Mediums durchaus nicht mit einem solchen Medium
ganz gleichen Persönlichkeiten zu verwechseln. Einem
Medium ganz gleiche und ebenbürtige Persönlichkeiten entstehen
nur durch naturgemässe Zeugung, niemals aber durch
noch so künstliche medmmistische Homunculus-Destillation.
Kein Geist-Homunculus wird je ganz dasselbe leisten,
als was ein wirklicher Mensch geistig leistet. Der
Beweis dafür ist durch alle bisherigen öeisteroffenbarungen
so gut wie erbracht. Es ist zwischen ihnen ungefähr dasselbe
Verhältniss, wie zwischen einem lebendigen Rechner und
einer automatischen Rechnen-Maschine.
Wenn du Prel wirklich das, was man die unsterbliche
Seele nennt, mit dem Namen „Ich" belegte, so
müsste er ihr doch nicht bloss den Namen, sondern auch
das Wesen eines anderen Ich, als das körperlich-persönliche
Ich ist, beilegen, um zu einer Zweiheit und Verschiedenheit
zu gelangen. Nun aber kommen unsterbliche Seelen niemals
ohne ein solches persönliches Medium zur Erscheinung, sie
hängen also von diesem letzteren ab, sind nichts an und
für sich Selbstständiges.
Warum verlangt denn Herr Kirchbach nicht, dass Herr
du Prel ihm auch nur bei einem einzigen Elternpaar ein
solches drittes transcendentales Ich (des Kindes) als that-
sächlich wesenhaft vor seiner Geburt nachweise? Sicher
würde er ihm dann nur etwa eine mediumistische Erscheinung
eines solchen vorführen können, niemals aber ein solches
transcendeutales Kind, das ohne Medium ihn umschwebte
und auf seinen Wunsch in ein Herrn Kirchbach beliebiges
Elternpaar sich zwiespältig hinabsenkte, um sich dann in
diesem wieder durch Zeugung und Empfängniss zu vereinigen
.
Aber auch nicht einmal das Rechnen-Exempel des
Herrn Kirchbach wäre hiernach richtig durchgeführt. Wenn
ein Paar 25 Kinder hat, so müssten sich nach den dramatischen
Ichspaltungen, die Herr Kirchbach bei Herrn du Prel annimmt,
doch zuerst die je zwei empirischen und je zwei transcenden-
talen Ichs der Eltern, alsdann die je 25 präexistirenden Ichs
der Kinder, welche zuvor in abermaliger Vorherspaltung in
Vater und Mutter übergehen müssten, so dass deren allein
schon 50 gespaltene Wesen wären, die sich dann in den
Eltern durch die Geburt in wieder 25 empirische Wesen
und 25 transcendentale Ich's verwandeln, also zusammen
104 Ichs ergeben, abgesehen von den noch vier hinzukommenden
präexistenten Ichs der Eltern, was im Ganzen
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