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Aksakow: Krit. Bemerkungen über Dr. v. Hartmann's Werk. 119
Es ist nichts weiter als eine Wortklauberei. Nehmen wir
das Wort „Hallucination" hinweg, der Sinn bleibt derselbe.
Denn die Spiritisten verstehen bei ihrem Worte „Materialisation
" im Grunde nichts weiter, als was Herr v. ff. unter
seiner „Hallucination mit Nervenkraft" begreift. Aber
theoretisch ist der Unterschied unermesslich, denn die
Hypothese, welche ich am Anfange dieses Kapitels entwickelt
habe, ist, vergleichsweise zu sprechen, ganz einfach und,
indem sie sich durch alle gegebenen Thatsachen der directen
Beobachtung und des Experimentes von selbst aufdrängt,
bietet sie nichts Unvernünftiges; während die beiden Hypothesen
des Herrn v. H. magische oder phantastische Hypothesen
von einer ausserordentlichen Verwickelung sind, welche
ebenso der Vernunft wie der Wissenschaft Gewalt anthun.
Ich muss jetzt gegen Herrn von Hartmann eine formelle
Anschuldigung erheben, die weit schwerer ist als alle die
Erwiderungen, denen ich seine Theorien unterzogen habe;
ein Jeder hat ja das Recht, seine Theorien nach seinem
besten Verständniss zu formuliren; aber meine Anschuldigung
bezieht sich auf die Methode, deren Principien unveränderlich
sind für jede kritische Untersuchung eines
bestimmten Naturgebietes, Was nun den Spiritismus betrifft,
so hat Herr v. H. ganz meisterhaft die „ allgemeinen
methodologischen Grundsätze« formulirt, welche seiner
wissenschaftlichen Untersuchung zu Grunde gelegt werden
sollten, und welche also lauten: —
„Es giebt einige allgemeine methodologische Grundsätze,
gegen welche man nicht ungestraft verstösst. Man soll
erstens die Principien nicht ohne Noth vervielfältigen, also
nicht eine zweite Art von Ursachen supponiren, so lange
man mit einer einzigen Art derselben auskommt. Man soll
zweitens so lange als möglich bei Ursachen, deren Existenz
durch die Erfahrung oder zweifellose Schlüsse verbürgt ist,
stehen bleiben, und nicht ohne Noth zu solchen Ursachen
greifen, deren Existenz zweifelhaft oder unerwiesen ist und
erst durch ihren Werth als Hypothese zur Erklärung der
fraglichen Erscheinungen erhärtet werden soll. Man soll
drittens so lange als möglich mit natürlichen Ursachen auszukommen
suchen und nicht ohne dringende Noth zu übernatürlichen
greifen. Gegen diese drei Grundsätze verstösst
der Spiritismus. Die eine, erfahrungsmässig gegebene,
natürliche Art von Ursachen, welche wir in den Medien
besitzen, erkennt er zwar an, statuirt aber neben ihr eine
zweite, erfahrungsmässig nicht gegebene, übernatürliche Axt
von Ursachen, deren Existenz erst durch dies fragliche
Erscheinungsgebiet erwiesen werden soll." (S. 117—118.)
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