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130 Psychische Studien. XV, Jahrg. 3. Heft. (März 1888.)
Räume aus der vierten Raumdimension eindringen, nahm
Zöllner, welcher angebliche Geister-Fussabdrücke auf offen
aufliegendem berusstem Papier erhalten hatte, eine von ihm
selbst gekaufte Doppeltafel, d. h. zwei Tafeln, welche an
der einen Seite mit Gharnieren aus Messing wie ein Buch
zum Aufklappen miteinander verbunden waren. Er berichtet:
— „Beide Tafeln beklebte ich (in Abwesenheit Slade's) im
Innern, auf den einander zugewandten Seiten, mit einem
halben Bogen von meinem Briefpapier, nach der Grösse der
Schieferfläche zugeschnitten, welches unmittelbar vor der
Sitzung mit Russ gleichmässig überzogen wurde. Diese
Tafel schloss ich und bemerkte Herrn Slade, dass, wenn
meine Theorie von der Existenz vierdimensionaler Wesen
in der Natur begründet sei, es für dieselben ein Leichtes
sein müsste, die bisher nur auf offenen Tafeln erzeugten
Fussabdrücke auch im Innern der verschlossenen Tafeln
herzustellen. Slade lachte und meinte, dass dies absolut
unmöglich sein würde; selbst seine 'Spirits', welche er
befragte, schienen anfangs über diesen Vorschlag sehr
betroffen, antworteten aber schliesslich doch mit der
stereotypen voisichtigen Antwort auf einer Schiefertafel: —
*we will try it* ('wir wollen es versuchen'), Zu meiner
grössten Ueberraschung willigte Slade ein, dass ich mir die
geschlossene Doppeltafel, (die ich nach ihrem von mir
selbst hergestellten Ueberzug mit Russ nicht aus meinen
Händen gab), während der Sitzung auf meinen Schooss
legte, so dass ich sie stets zur Hälfte beobachten konnte.
Wir mochten in dem hell erleuchteten Zimmer etwa fünf
Minuten an dem Tische gesessen haben, die Hände in der
gewöhnlichen Weise mit denen Slade's oberhalb des
Tisches verbunden, als ich plötzlich zweimal kurz hintereinander
fühlte, wie die Tafel auf meinen Schooss herabgedrückt
wurde, ohne dass ich das geringste Sichtbare
wahrgenommen hatte. Drei Klopflaute im Tisch kündigten
an, dass alles vollendet sei, und als ich die Tafel öffnete,
befand sich im Innern auf der einen Seite der Abdruck
eines rechten, auf der andern derjenige eines linken
Fusses, und zwar desselben, den wir bereits an den beiden
vorhergehenden Abenden erhalten hatten.
„Meine Leser mögen selbst beurtheilen, in wie weit es
uns nach solchen Thatsachen noch möglich ist, Herrn Slade
für einen Betrüger oder Taschenspieler zu halten." —
Es geht doch nicht an, auf taschenspielerischem Wege
in die berussten Flächen, innerhalb einer verschlossenen
Doppel-Tafel die Fussabdrücke hineinzubringen, wenn
Zöllner die Tafel stets bei sich behält, wenn das Zimmer
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