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Prof. Schlesinger: Die geistige Mechanik der Natur. 131
hell erleuchtet ist, und wenn Zöllner die Hände Slade's
festhält, während welcher Zeit er aher den Druck der
Tafel auf seinen Schooss verspürt! Zöllner konnte nach
solchen Thatsachen dem Schlüsse nicht mehr entrinnen,
es sind unsichtbare Gestalten anwesend, welche im Stande
sind, die Materie zu durchdringen und im geschlossenen
Räume mechanische Thätigkeiten auszuüben.
Wie, das soll ein vernünftiger Mensch mit gesunden fünf
Sinnen glauben? wird mancher geehrte Leser ausrufen und
sich widerwillig von dem Gedanken daran, als etwas Unsinnigem
, abwenden. Doch sehen wir Folgendes an. Ein
Steinblock an einer hohen Felswand löst sich los und stürzt
mit zerstörender Wucht in die Tiefe. Ist denn hier eine
sichtbare oder fühlbare Macht vorhanden, die den
Stein ergreift? Wie kommt der Stein ins Fallen, wenn
kein sinnlich erkennbares Mittel ihn erfasst? Ist die
„Schwerkraft" nicht einem wahrhaftigen „Geiste" gleich,-
immateriell und doch eine gewaltige Macht? Und durch--
dringt diese Macht nicht alle Körpermassen? Warum
sollte es nun nicht noch andere Kräfte geben, welche
gleich der Schwerkraft, an sich sinnlich unerkennbar, in
die Erscheinung treten? Wahrlich, bevor die Zweifler an
jen^n von Crookes und Zöllner scharf beobachteten Erscheinungen
die Unmöglichkeit derselben behaupten, mögen
sie doch erklären, wie das Phänomen der Schwere
möglich sei!
Auf Zöllner'^ Anschauung eingehend, ist wohl zuzugeben,
dass wir Menschen mit unseren gegebenen Sinnen die ganze
Natur gewiss noch nicht umfassen; aber wir müssen auch
zugestehen, dass die menschliche Denkbefähigung absolut
nicht darnach angethan ist, einen vierdimensionalen Raum
zu verstehen. Die mathematischen Folgerungen gewähren
uns keine Vorstellung von ihm, und bewegen wir uns vollständig
in einer Einbildung, der wir eine Realität des eingebildeten
Objektes nicht zuzuerkennen vermögen.
Es ist übrigens die Annahme eines vierdimensionalen
Raumes zur Erklärung gar nicht nothwendig,
denn es bestehen ja thatsächlich Dinge im dreidimensionalen
Räume, welche an sich sinnlich unerkennbar und nur durch
ihre Wirkungen wahrnehmbar sind. Warum sollten denn
nicht auch im dreidimensionalen Räume materiell zu nennende,
also äthere lebende Wesen bestehen können, welche für
gewöhnlich der sinnlichen Wahrnehmung durch Menschen
unzugänglich sind ? Warum sollten äthere Gestalten unsere
porösen Materien nicht zu durchdringen vermögen? Das
ist möglich, und insolange wir die abnormen psychischen
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