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132 Psychische Studien. XV, Jahrg. 8. Heft. (März 1888.)
Erscheinungen durch sinnlich vorstellbare Vorgänge im
dreidimensionalen Räume erklären können, ist die Annahme
eines vierdimensionalen Raumes nicht gerechtfertigt.
Eine besondere Aufmerksamkeit verdienen die photographischen
Experimente auf dem Gebiete des Spiritismus
des Herrn Alexander Aksakow, kaiserlich - russischen wirklichen
Staatsraths zu St. Petersburg, welche im Jahrg. 1887
dieser Zeitschrift beschrieben wurden, sowie dessen kritische
Bemerkungen über Eduard v. Hartmanns Werk „Der Spiritismus
", welche höchst werthvollen Arbeiten in den „Psychischen
Studien44 noch nicht abgeschlossen sind. Sie sollen
die Frage über die Realität der Geisterscheinungen zu einem
endgiltigen Abschlüsse bringen.
Zum Schlüsse dieses Kapitels erscheint es mir angezeigt,
aus Zöllner^ III. Bande der „Wissenschaftlichen Abhandlungen
" folgenden Aufsatz zu citiren: — „Wiederholung
eines Zöllner'sohm Versuches mit Privat-Medien.
Von Nikolaus Wagner, Ehrenmitglied und ordentlichem
Professor der Zoologie der Kaiserlichen Universität zu
St, Petersburg.44 — (Vergl. „Psych. Stud.44 Juni-Heft 1879
S. 241 ff., dem er nebst Abbildung entnommen ist.)
„Die Reaction des Antispiritismus schreitet ihren Weg
mit derselben Macht wie jede fanatische Opposition. Wenn
dem religiösen Fanatismus der 4blinde Glaube' als Triebkraft
dient, so wird auch die Richtung der Gegenbewegung
durch eine ebenso unlogische Kraft, den 'blinden Skepticis-
mu8f, bestimmt. Hier und dort ist die Ursache dieselbe:
Das Gefühl, fanatisirt bis zur Leidenschaft, ist als solche
jeder kaltblütigen, objektiven Ueberlegung widerstrebend.
Als besten Beleg dafür dienen die Angriffe der Gelehrten
auf ihre Collegen, welche das 'unverzeihliche Wagniss*
unternahmen, sich von der Realität mediumistischer Erscheinungen
zu überzeugen und ihre Erfahrungen der ganzen
Welt durch die Presse mitzutheilen. Bis zu ihrem Verfallen
in den Spiritualismus wurden die Arbeiten und Ansichten
dieser Männer als vollkommen logisch, genau und allen
Anforderungen an gelehrte Untersuchungen genügend, anerkannt
. Aber kaum übertragen dieselben Gelehrten ihre
Forschungen ins Gebiet mediumistischer Erscheinungen, so
haben sie sofort, — ehe noch diese Erscheinungen von der
gesunden Menschen-Logik beurtheilt sind, — schon mit dem
Gefühle der Antipathie zu thun. Von dieser Antipathie
getrieben, wird der stärkste Verstand blind; im Finstern
wandelnd, sucht er einen Halt und klammert sich an solche
sonderbare kindische Beweise und Oombinationen, dass
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