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Karze Notizen.
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die Ursache des Leidens sei. Die „weisse Hexe" aber
heilte das Mädchen in kurzer Zeit. Da der Angeklagte in
Abrede stellte, Drohungen gegen seinen Vater ausgesprochen
zu haben, so wurde der Fall abgewiesen.
g) Eine ungeheuerliche Spukgeschichte, welche sich auf
dem Over gegenüber Ochsen wärder bei Hamburg zuträgt,
schildert der Correspondent der „Bergedorfer Ztg." in
folgender humoristischer Weise: „In der Schlafkammer des
M. auf dem Over hörte man schon seit längerer Zeit in
Zwischenräumen ein dumpfes Dröhnen in der Erde, welches
mit Trommeln und Schiessen Aehnlichkeit hatte. Ermittelungen
, die man anstellte, waren resultatlos. Immer wahrscheinlicher
und gewisser wurde es: in der Schlafkammer
des M. spukt es. Von Nah und Fern kamen Leute und
überzeugten sich. Um den unheimlichen Störenfried unter
dem Fussboden womöglich dingfest zu machen, wurden die
Dielen aufgenommen. Aber, o Jerum! Man fand da nichts
wie Stein und Sand, von Geistern keine Spur; aber das „
unheimliche Gepolter dauerte fort. Eine Mistgabel, eine
Schaufel und eine Brechstange, die man in den Boden der
Kammer steckte, wurden in dem Zimmer umhergeschleudert.
Unheimlich ist die Geschichte, unheimlich zum Gruseln.
Das Gruseln werden auch wohl die Besucher bekommen
haben, sonst hätten sie den unheimlichen Gast einmal überrascht
, oder es mit einer Batten- oder Iltisfalle versucht;
vielleicht wäre der muntere Geist mit dem rechten oder
linken Hinterbeine, oder auch mit dem Schwänze in die
Falle gerathen. Aber zur Entschuldigung fügen wir hinzu,
dass mit Kobolden, Teufeln und ähnlichem Ungeziefer nicht
gut Kirschen essen ist, auch hätten sie es wohl gethan,
wenn dazu nicht eine ganze Portion Courage gehörte.
Hätte sich nur einer im rechten Augenblick überzeugen
wollen, der unruhige Geist wäre sicher entdeckt und über
eine ordentliche Tracht Prügel am Ende noch unruhiger
geworden. Aber da fällt mir eben ein, dass auch ein
krankes Mädchen von ca. neun Jahren in dem Zimmer
liegt. Ist dieses vielleicht vom Teufel besessen? Nach
meinem Dafürhalten ist viel wahrscheinlicher, dass das unschuldige
Mädchen in höchst eigener Person einen leibhaftigen
Teufel spielt. Die Vergnügungen der kleinen und
grossen Kinder sind eben sehr verschieden. Wäre dieser
Unsinn vor zweihundert Jahren passirt, dann sollte es uns
durchaus nicht wundern; aber heute, im Februar des Jahres
1888, geben sich die Leute, die an diesen Unfug glauben,
doch ein allzu grosses Armuthszeugniss. Hoffentlich wird
der Geist bald ermittelt, dann werden die Leute sehen,
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