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180 Psychische Studien, XV. Jahrg. 4. Heft. (April 1888.)
Naturforschung bei dem Suchen des Bedingenden, in Allem
und Jedem auf den substantiellen Raum kommen, der
uns als das Bedingende erscheint, welches selbst keine weitere
Bedingung mehr zulässt. Ich habe im Universalismus diesen
Weg eingebalten, wobei ich allerdings auf substantielle
Dinge gekommen bin, die sich nicht direkt, sondern nur
indirekt den Sinnen zugänglich erweisen, was man mir
vielleicht vorwerfen wird. Indessen ist es einmal nicht
anders, wir können der Annahme einer Substanz, welche
jeder direkten sinnlichen Wahrnehmung entgeht und sich
nicht als „Materie" erkennen lässt, nicht mehr aus dem
Wege gehen und müssen sie wie physisch-indirekt erkannt
betrachten. Ich verweise hier zunächst auf die sogenannte
Schwerkraft der Erde. Diese ist, soweit alle Forschung
reicht, immateriell. Wenn man sich aber einen Körper über
der Erde frei schwebend denkt, etwa eine Gondel an einem
Ballon, und in einem Augenblicke vom Ballon losgelöst, so
ist doch klar, dass sie von der Schwerkraft in raschem Falle
zu Boden gezogen wird. Die Schwerkraft ist zufolge aller
physischen Erkenntniss immateriell. Ist sie aber darum ein
reines raumloses Nichts? Wie könnte solch ein Nichts
mechanisch die Gondel ziehen und ihren Fall fortwährend
beschleunigen ? Man kann dies nicht zugeben, und deshalb
gelangt man zu der Erkenntniss, es müssen immaterielle
Substanzen bestehen, welche eine räumliche Ausdehnung
besitzen und auf die „Materie" mechanisch bewegend
einwirken.
Das ist nun wieder ein Schritt in der physischen Forschung
weiter, in der Physik des direkt sinnlich Unwahrnehmbaren,
d. h. in der Metaphysik. Aber ohne solch' einen Schritt
kann man in der Physik des Sinnlichen nicht vorwärts, denn
unausgesetzt stösst man im Suchen nach dem die sinnlichen
Phänomene Bedingenden auf Ursachen, welche, wie die
Ursache der Schwere, auf einer den Sinnen direkt unzugänglichen
, immateriellen Substanz beruhen. Will der Physiker
die wahren Ursachen der Phänomene erschliessen, er muss
die Physik des direkt nicht sinnlich Erkennbaren studiren.
Dadurch aber gelangt man, bei Einhaltung des im Universalismus
konsequent angewendeten Verfahrens, zu einem
ganz anderen Kraftbegriffe, als er in der Physik des
Materialisten aufgestellt wird. Ich fand für die Kraft die
Form eines Prisma, und indem ich die Kraft noch weiter
verfolgte, ergab sich das absolut ruhende Wesen
des Raumes als die eigentliche Kraft, als die
Ursache der Bewegung, jene Prismen, oder die Zusammensetzungen
aus ihnen, sind eben nur die Formen,
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