http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1888/0187
Prof* Schlesinger: Die geistige Mechanik der Natur. 181
durch welche sich die Kraft des Raumes äusserlich wahrnehmbar
macht. Wenn ich nun auch diese Prismen und
ihre Zusammensetzungen selbst als Kraft bezeichne, so sind
dies eigentlich Kräfte als Wirkungen, während das Wesen
des Raumes Kraft als Ursache ist. Der Gebrauch des
Wortes „Kraft" für die erwähnten Volumina dürfte bei
Verständniss der Sache zu keinen Zweifeln führen.
Immer weiter und weiter spann sich die Forschung mit
den neuen Vorstellungen von „Raum" und „Kraft", welche
als immaterielle Substanzen und indirekt der sinnlichen
Wahrnehmung zugänglich erschienen, fort; die physikalischen
Kräfte zeigten sich in einander umwandelbar, und selbst die
sogenannte Materie ergab sich als ein Bau aus immateriellen
Kräften, und so ward schliesslich gefunden: Alles, Alles in
der sinnlich erkennbaren physischen Natur ist aus im-
materiellerSubstanz bestehend, deren hervorstechender
Charakter die gegenseitige Durchdringlichkeit ihrer
Theilchen ist.
Die Notwendigkeit führte mich auf die Annahme der
gegenseitigen Durchdringlichkeit der immateriellen
Substanz, und damit wird die Grundlage der sinnlichen
Welt auch eine immaterielle; denn dasjenige, was man
„Materie" nennt, ist in den Theilen, aus welchen es besteht,
ein Durchdringliches, also eigentlich nur ein Immaterielles,
das wir für ein wirklich Materielles halten, was es nicht ist.
Die Reihe der Zusammensetzungen der Dinge in der
unorganischen Natur aus Kräften führte auch in die lebende
Natur hinüber; die Ursache des Lebens rückte immer näher
und näher der Erkenntniss, die Lebenskräfte bilden eine
Fortsetzung in der Reihe der Kräftearten, und als ich die
Ursache des Denkens gleichfalls näher untersuchte, da hatte
ich wohl den schwierigsten Punkt getroffen. Woher soll das
Denken kommen ? Ist es nicht eine zwingende Notwendigkeit
, die Ursache des Denkens in den Kräften zu suchen,
wenn selbst die sogenannten Materien nur aus bestimmt
gebauten Kräftesystemen hervorgehen?
(Fortsetzung folgt.)
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1888/0187