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Kurze Notizen.
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wie der äussere verfallt, sich erneuert." — Es ist das ungefähr
derselbe Gedanke, den wir „ Psych. Stud." Februar-Heft 1888,
S. 95 oben, schon auszudrücken versuchten. Auch der so
eben von uns geschiedene Kaiser Wilhelm hätte in der Worte
vollster Bedeutung also von sich sprechen können.
Es ist dasselbe, was einer der edelsten und besten
modernen Dichter, Adolf Friedrich Graf von Schock in seinen
poetischen Erzählungen und Bildern „Aus zwei Welten"
(Stuttgart, Cotta. 1887) 8°. 4 Mark von hoher Warte herab,
von dem Felsen Gibraltars „zwischen beiden Welten von
der Natur emporgethürmt",, über das Erblühen und Vergehen
der Menschheit am Schlüsse über ihre geistige Bestimmung
und Zukunft prophetisch singt und sagt: —
63.
Zerstört, gleich eines Schiffes Wracke,
Verkohlt, verwittert wird der öde Ball,
Leblos, wie da er sich zuerst als Schlacke
Ablöste aus dem ungeheuren All
Hin duroh die Himmelswüste rollen,
Er selbst mit allem, was auf ihm gelebt,
Auf ihm geschehn, vergessen und verschollen«
64.
Allein zu Häupten mir emporgezogen
Ist schon die stille Ewigkeit;
Hellflammend hat am Sternenbogen
Sich Welt hin neben Welt gereiht,
Und aus dem Dunkel, das hier unten nachtet,
Schwing9 ich zu euch, ihr Himmlischen, mich auf.
Die ihr des Kindes Schlummer schon bewachtet
65.
0 lasst den klaren Strom mich trinken,
Der aus dem Unermess'nen niederquillt!
Die Erde mir zu Füssen mag versinken,
Die nie noch meiner Seele Durst gestillt.
Nicht bannen soll die enge Kunde
Dort unten mich, in der uns kurzes Sein
Zumisst der Pendel der Sekunde,
66.
Empor zum Wandellosen schweben
Mag aus der Welt der Endlichkeit mein Geist,
Indessen Tag und Nacht und Tod und Leben
Wie ein Atom tief unten kreist:
Ich weiss, was Grosses, Göttliches die Erde
Geboren hat, geborgen ruht
Es droben auf des Ew'gen Strahienherde! —
d) Aus „Friedrich Rebbet's Tagebüchern" citirt Fritz
Lemmermeyer in seinem II. Essay in „ Unsere Zeit" 10- Hft,
1887 (Leipzig, Brockhaus) folgende Stelle über des berühmten
Wiener Dichters Verhältniss zu seiner Umgebung.
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