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Carl du Frei: Der Salamander.
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Urtheil;1) dagegen sind die Zeugenaussagen so massenhaft
und so unanfechtbar, dass das beliebte Leugnungssystem
hier vollkommen scheitert.3) Da das Buch von Montgeron,
drei Bände in Quart, sehr selten zu sein scheint, lasse ich
längere Auszüge in meiner Uebersetzung folgen.
Der Zweck der Vorgänge am Grabe des Abbe Paris
war zunächst immer ein Heilzweck, keineswegs die Befriedigung
der Neugierde eines schaulustigen Publikums.
Mag man nun auch diese Heilungen einer autohypnotischen
Exaltation zuschreiben, so müssen sie doch unseren modernen
Begriff des Hypnotismus ganz bedeutend erweitern. Was
die Convulsionäre an Misshandlungen ihres Körpers verlangten
, sollte immer zu ihrer Heilung beitragen, und sie
schlössen auf die Nothwendigkeit dieser oft an Dr. Eisenbart
erinnernden Mittel aus instinktiven Empfindungen ihres
Organismus. Es kommt diess übrigens auch sonst noch
vor, und beispielsweise behandelte Dr. Bertrand ein fünfzehnjähriges
somnambules Mädchen, welches die Anwesenden zu
eben solchen Misshandlungen aufforderte.8) In dieser
Hinsicht, und theilweise mit Bezug auf unser Problem der
Feuerfestigkeit, heisst es nun bei Carre de Montgeron: —
„Eine Bedrückung der Brust erheischt, dass man mit
äusserster Kraft darauf schlage; excessive Kälte oder verzehrende
Hitze, die plötzlich den Convulsionär ergreifen,
mahnen ihn, dass es nöthig ist, ihn mitten in Flammen zu
stellen; ein lebhafter Schmerz, wie wenn eine Eisenspitze
Fleischtheile durchdringt, erfordert einen Degenstich genau
am schmerzhaften Orte, wäre es selbst am Halse, im Munde
oder in den Augen, wovon zahlreiche Beispiele gesehen
wurden; wie heftig aber auch der Stoss des Degens sein
mag, so kann doch die schärfste Spitze das zarteste Fleisch
nicht durchdringen, nicht einmal die Augen der Convulsionäre
. . . . Die tödtlichsten Schläge und Dinge von der
schädlichsten Beschaffenheit verwandeln sich in wohlthätige
Heilmittel! Sie beseitigen unfehlbar das Uebel, welches sie
herbeizuführen geeignet wären. Die Degenstiche machen
nur einen wohlthätigen Eindruck. Wenn der Convulsionär
eisige Kälte empfindet, verursachen verzehrende Flammen
nur eben die zuträgliche Wärme; wenn er dagegen bis in
seine Eingeweide dringendes Feuer empfindet, dann erfrischt
ihn die Gluth der Flammen."4)
*) Ribet: — ,„La uaystique divineIII. 147.
•) Wallace: — „Die wissensch. Ausicht des Uebernatttrliclien".
91-96.
3) Bertrand— „TraitG du somnambulisme.*' 385.
*) Carr$ de Montgeron III, 10.
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