Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
15. Jahrgang.1888
Seite: 238
(PDF, 149 MB)
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238 Psychische Studien. XV. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1888#)

Praxis ergeben, brauchen wir wohl nicht erst aufzuzählen.
Thatsache ist, dass ganz gesunde und normal denkende
Menschen durch hypnotische Behandlung zu willenlosen
Werkzeugen herabsinken, falsches Zeugniss ablegen, die
Wirklichkeit von Ereignissen beschwören, die nie stattgehabt
haben und auf lange Zeit hinaus zu jedem Verbrechen
bestimmt werden können. Thatsache ist ferner, dass bei
besonders empfänglichen Subjecten nicht einmal die Einschläferung
nöthig ist, sondern der energisch ausgesprochene
Befehl und die wiederholte Einprägung einer Idee vollkommen
genügt, um die oben angedeuteten Wirkungen hervorzurufen.
(Der berühmte Physiologe Professor Ch. Richet hat zahlreiche
solcher Fälle constatirt u. s. w.) Diese Erkenntniss ist,
nebenbei gesagt, vielleicht geeignet, Licht in den berühmten
Tisza-Eszlaer Prozess zu bringen; die Aussagen des
Knaben Moritz Scharf sind wohl so entstanden, dass die
steten Behauptungen einer von Juden verübten Greuelthat,
der lebhafte Wunsch, dem Knaben ein solches Geständniss
zu entlocken, seine rege Einbildungskraft in dem Maasse
beeinflussten, dass allmählich das Bild jener Scene*) in ihm
entstand, deren Wahrheit er nachher auf das entschiedenste
betheuerte. Auch die Hexenprozesse werden uns erst durch
ähnliche Ueberlegungen psychologisch verständlich." — Die
Warnungen des Herrn Dessoir sind recht ausgiebig ver-
werthet, auch stimmen wir in fast allen Punkten mit denselben
überein, mit Ausnahme des ersten Theils des Satzes:
— „Man verbiete ferner im Interesse der öffentlichen
Sicherheit und der öffentlichen Gesundheit die hypnotischen
Schaustellungen; man gestatte aber den Aerzten, den
Hypnotismus als Heilmittel zu verwenden, und mache davon
in den staatlichen Krankenhäusern Gebrauch." — Wir
wiederholen: haben denn nicht gerade die öffentlichen Si hau-
stellungen eines Hansen erst die Aerzte und Physiologen
auf diese drastischen Zustände des Hypnotismus aufmerksam
machen müssen ? Und lehrt nicht Bansen's Prozess in Dresden
contra Hackert und Genossen, dass nicht Hansen der die
öffentliche Meinung schwer schädigende Theil ist? Müssen
wir Herrn Dessoir erst noch daran erinnern, dass selbst die
Aerzte keine volle Gewähr für die Sicherheit des Publikums
leisten, wie der von ihm selbst belichtete Fall, den Dr. MaUlle
in „Annales medico-psyehologiques" 1884 p. 83 von jenem
elenden Arzte beibringt, welche einer junge Frau während

*) Referent wird demnächst ein eigenes merkwürdiges Erlebniss
mitthcilen, welches die Bestätigung einer solchen Annahme enthalten
dürfte. — Gr. C. Wütig.


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