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244 Psyohische Studien. XV. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1888.)
grosse Vorsicht gebrauchen, denn in einer Minute lag das
ganze Kohlenfeuer auf der Diele. Aus der Küche flogen
Löffel, Besen und sonstige Geräthe ins Zimmer. Ich habe
ein Lachen in der Küche vernommen, das war schauderhaft
anzuhören. Lichter wurden in die Betten versteckt, die
Leuchter auseinander geschraubt, die eine Hälfte fand man
in der Küche unter der Heerdplatte, die andere im Zimmer
im Tisch; die Leuchter waren alle vor Abend versteckt, so
dass man Lichter bei den Nachbarn leihen musste, und erst
nach einer Stunde fand man sie sämmtlich im Bette unter
dem Federbette, oder in der Kommode auf der weissen
Wäsche, oder hinter dem Kasten. Kommt die Zeit zum
Mittagessen, so sind weder Löffel, Gabeln, noch Messer da;
erst Nachmittags findet man sie alle an einer ganz ungehörigen
Stelle. Kommt die Theezeit, so sind keine Gläser
vorhanden, und man findet sie erst später im Schrank in
den Kleidern, in jeder Tasche ein Glas. Die Schlüssel sind
zehn Mal an einem Tage versteckt, desgleichen die Arbeitsgegenstände
.
„Alle Gedanken und Vorhaben wusste dieser Geist.
Man hörte den ganzen Tag eine Stimme gleich dem Miauen
einer kleinen Katze. Die Kissen waren aus dem Bette
mitten ins Zimmer gelegt. Sachen und Schlüssel aus dem
Hause waren bis ins dritte und vierte Haus ver&chleppt.
Kleider im Schrank waren zerschnitten, Hauben zerrissen.
Es hat uns oft am Kleide gezupft, es hat uns gestossen.
Stand der Samowar (die Theemaschine) in der Küche, so
fand man ihn mit seinem Kohlenfeuer binnen einer Minute
im dritten Zimmer auf der Seite liegend. "Wir waren alle
im Zimmer und konnten doch nicht sehen, wenn er durchgetragen
wurde. • Nach diesem hat es uns ganze Nächte
nicht schlafen lassen, es hat immer an unserem Kissen gekratzt
, die Bettdecken heruntergezogen. Zündete man Licht
an, so schlug eine Hand in das Licht, und in einer Minute
waren der Leuchter und das Licht besonders versteckt.
Nun denke Dir, liebe Schwester! unsere Angst, wenn in
der Nacht das Licht ausgelöscht war, mit Stühlen und
Tabouretten umhergeworfen, an den Kissen gekratzt, mit
Wasser gegossen und mit Salz im Zimmer umhergestreut
wurde. Die Kinder waren halbtodt vor Schreck. Zuletzt
hat es die ganze Nacht gepoltert, mit allen Sachen umhergeworfen
. Legte man sich schlafen, da kamen Strümpfe,
Schuhe und dergleichen, selbst Steine uns in das Gesicht
geflogen. Es war nicht auszuhalten. Haben wir mit geweihten
Sachen geräuchert, so hat es diese zum Spott gemacht
und entweder mit Späbnen oder Besen uns nach-
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