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Carl du Prel: Der Salamander.
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dessen griff sie einige der glühendsten Kohlen auf, schob
sie in den Mund, zermalmte sie und verschluckte sie noch
ganz rotb, indem sie rief; <0, wie ist das gut!' Hatte sie
in solcher Weise ausgeruht, so begann sie häufig das eben
Berichtete zu wiederholen."
„Man theilt mir mit, dass eben jetzt zwei andere Con-
vulsionäre da sind, die seit einigen Monaten dasselbe
Schauspiel, fast mit den gleichen Umständen, wie Gabriele,
aufführen, und es wird beigefügt, dass der Versuch gemacht
wurde, Aepfel zu braten und Eier hart zu sieden, die man
ihnen an den Hals hing." —
Schliesslich wird der ekstatische Zustand dieser
Salamander mit den Worten geschildert: —
„Es ist ziemlich häufig, dass sie, wenn sie dieses
Schauspiel geben, in Ekstase gerathen, oder wenigstens in
einen Zustand viel ausgesprochenerer und bemerklicherer
Anästhesie (Empfindungslosigkeit) verfallen, als während
der Convulsionen; und wiewohl sie dabei das Bewusstsein
nicht verlieren, sind sie doch mit den Gegenständen, die der
Instinkt ihrer Convulsionen ihnen vorstellt, so beschäftigt,
dass sie von ihrer Umgebung kaum Notiz nehmen. Ihre
Blicke sind dabei starr gegen Himmel gerichtet; ihre
Mienen und Gebärden verrathen ein Herz, das sich nach
demselben sehnt als dem Gegenstand ihres Sinnens." —
Eine andere Beschreibung führt der Autor aus der
Schrift eines Gegners an: — „Bei anderen Gelegenheiten
kniet die Convulsionärin neben ein grosses Feuer voll Gluth
und Flammen. Eine Person, hinter ihr auf einem Stuhle
sitzend, hält sie an einem Strick, taucht das Gesicht derselben
in die Flammen, die ihre Stirn umhüllen, zieht sie
wieder zurück und wiederholt das in regelmässig abwechselnden
Bewegungen. So hat man sie manchmal bis
600 Mal hintereinander in's Feuer gestossen. Sie trägt
manchmal weder Haube, noch Perrücke; meistens aber hat
sie solche, und es ereignet sich dann gelegentlich, dass die
Spitze der Haube verbrannt wird."
„Der Autor — fügt Carre de Montgeron hinzu — hätte
erwähnen sollen, dass das Gesicht dieser Convulsionärin
niemals im Geringsten von den Flammen verletzt wurde,
nicht einmal ihre Augenbrauen, noch ein Haar, wiewohl
sie oft den Kopf ganz unbedeckt in die Flammen legte."
„Weiterhin bemerkt dieser Autor, dass, wenn man
zögert, ihr diese Stärkungen zu ertheilen, sie in allen Theilen
des Körpers brennende Empfindungen hat, so dass man sie
in's Feuer tauchen muss, um dieses Brennen aufhören zu
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