Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
15. Jahrgang.1888
Seite: 253
(PDF, 149 MB)
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Carl du Prel: Der Salamander.

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hinter ihm geschlossen hatte, da man ihn nicht mehr im
Ofen vermuthete.1) Cäsarius von Heisterbach erzählt, dass
zwei Ketzer nach Besan<jon kamen und durch ihre Wunder
viele Anhänger fanden. Der Bischof in seiner Angst über
den Erfolg forderte einen in der Nekromantie bewanderten
Geistlichen auf, durch Teufelsbeschwörung
zu ermitteln, was jenen Leuten die Kraft gebe, im Wasser
nicht unterzugehen und im Feuer nicht zu verbrennen. Es
ergab sich, dass sie das Chirographum, wodurch sie
den Bund mit dem Teufel geschlossen hatten, unter der
Achsel zwischen Haut und Fleisch trugen. Desselben beraubt,
wurden sie verbrannt.2)

In unserer Sprache haben wir noch an der Redensart:
— „Dafür lege ich die Hand ins Feuer", — ein linguistisches
Ueberlebsel, das uns auf die im Mittelalter vielfach angewendete
Feuerprobe verweist. Sie wurde vorgenommen,
indem man entweder glühende Kohlen in den Händen trug,
oder mit blossen Füssen über ein Feuer schritt.8) Auch ->
dabei aber finden wir den Umstand, dass manchmal nicht
einmal die Kleider verletzt wurden, so 1066 bei Emma,
Mutter Eduard's III. von England. Kunigunde, die Gemahlin
Heinrich IL, trug, um sich vom Verdachte verbrecherischen
Umgangs mit einem Ritter zu reinigen, glühende Eisenstangen
in der Hand „wie Blumensträusse." Der Königin Richardis,
der Gemahlin Kaiser Karl HL, wurde bei der Probe ein
mit Pech und Wachs getränktes Hemd angezogen und angezündet
, wobei sie unverletzt blieb. Pachimerus erzählt von
einem Menschen, der zur Zeit des byzantinischen Kaisers
Michael bei der Feuerprobe ein glühendes Eisen längere Zeit
in der Hand trug4.) Als 876 Ludwig der Deutsche gestorben
war und sein Sohn Ludwig gegen- Karl den Kahlen sein
Recht beweisen wollte, unterwarfen sich dreissig Männer
den üblichen Proben, zehn der Probe des kalten Wassers,
zehn der des heissen Wassers und zehn, indem sie glühendes
Eisen ohne Schaden hielten.6) Die grosse Zahl solcher
mystisch angelegter Individuen bei einer und derselben Gelegenheit
dürfte weniger befremden, wenn wir bedenken,
dass die heutige Seltenheit derselben nur dem Umstand zuzuschreiben
ist, dass sie im Mittelalter Jahrhunderte hindurch
systematisch ausgerottet wurden.

*) Del Rio: — „Disquis. mag." 1. 3. 4. — Görres, III. 295.
2) „Illustr. mirac." V. 18. — Soldan: ~ „Geschichte der Hexen-
pT*ocesse.u I. 170.

8) Hauber: — „Bibliotheea ruagira." I. 583.

4) Pertui — „Die sichtbare und unsichtbare Welt." 52.

5) Le Brun: „Ilist. crit des pratiques superst." II. 99.


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