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Kurze Notizen.
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deren oberem jene berühmte Geisterscene sich abspielte
, welche vom General von Bischofswerder veranstaltet
wurde, um den König von dem Umgänge mit seiner Geliebten
, der Gräfin Lichtenau, zurückzubringen. Die citirten
Geister — es waren Marc Aurel, der grosse Kurfürst und
Leibniz — machten allerdings mit ihren Strafreden einen
erschütternden Eindruck auf den König, jedoch die Absicht
der Veranstalter dieser Thaumaturgie wurde nicht erreicht.
Denn die ersten Worte, welche der halb ohnmächtige König
nach dieser Scene hervorstiess, waren: „Bringt mich zur
Lichtenau^--So berichtet Ferdinand Schultz in seinem
mit Abbildungen versehenen Artikel über „Das Kaiserliche
Rosidenzschloss zu Charlottenburg" im „Daheim" Nr. 28
vom 14. April 1888. Diejenigen unserer geehrten Leser,
welche noch des Referenten Artikel: — „Geist-Erscheinung
oder Betrug im Jahre 1787" — aus „Psych. Studien" Juni-
bis September-Heft 1887 in Erinnerung tragen, werden hier
eine der des Herrn von Koeppen diametral entgegengesetzte
Ansicht vertreten finden. Nach Herrn von Koeppen wären
Bischofswerder und Wöllner im heimlichen Bunde mit der
Gräfin Lichtenau gestanden, während hier das Gegentheil
versichert wird. Wir glauben vorläufig weder das eine noch
das andere, bis die geheimen Archive oder Aufzeichnungen
über diesen Fall sich der Öffentlichkeit erschlossen haben
werden.
f) f Noch vor Schluss dieses Heftes geht uns das Bostoner
„Banner of Light" vom 12. Mai er. zu, welches nach der
deutschen „New-Yorker Zeitung4' vom 2. Mai er. das am
30. April er. erfolgte Hinscheiden des auch unseren
älteren Lesern aus früheren Jahrgängen wohl noch bekannten
Landsmanns und Correspondenten,
Herrn Dr. Gustav Bloede 9
eines namhaften Spiritualisten zu Brooklyn, New-York,
mittheilt und folgende kurze Lebensskizze von ihm giebt:
— „Er starb in einem Hospitale in Baltimore, Md., in
welches Institut er auf sein eigenes Ersuchen übergeführt
worden war, um sich der Behandlung eines Dr. Simon (wohl
eines deutschen Arztes) zu unterziehen. Seine letzte
Krankheit war lang und schwer; er litt Monate lang an
Schlaflosigkeit, und sein Nerven-System war in Folge dessen
gar sehr verstört. — Dr. Bloede war geboren zu D r e 8 d e n
in Sachsen am 23. September 1814 und studirte in Leipzig
die Rechte von 1832—1835, worauf er an seinen Geburtsort
zurückkehrte und sich daselbst als Advokat niederliess. Er
wurde in verschiedene verantwortliche Stellungen öffentlichen
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