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290 Psychische Studien. XV. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1888.)
Gewohnheit beruht, bei beiden gestört wird, bietet selbst
die Nattir, wenn wir das Phänomen ihrer Wärme in Betracht
ziehen.
In gleicher Weise lockt der praktische Spiritist
einerseits seine Wärme gegen die Peripherie hin, andererseits
hetzt er seine willkürlichen Muskeln durch seine Riesenarbeit
zu Tode, wodurch er sich bei vollem Bewusstsein in den
Zustand des Schläfers versetzt. Dasselbe Beispiel liefert
aber auch die Natur, sobald auch sie in der Unendlichkeit
des Raumes in ihrem Luftkreise bestimmte Grenzen zieht;
so z. B. zeigt die Sahara das virtuelle Bild entferntest
liegender Gegenden; weil sie, gleich dem Spiritisten, ihre
Peripherie erhitzt und dadurch ihre Wärme als Motilitats-
Quelle durch die complete Ruhe ihrer obersten Luftschichten,
worin die „Fata morgana1' sich abbildet, in Sensibilität
umsetzt. Das gleiche Paradigma bietet das Gewitter,
das eben auch nur in einem bestimmten Räume Platz greift.
Wenn wir die Wolken als Centrum des bestimmten Raumes
und die Erdoberfläche als die Peripherie desselben betrachten,
so geht das Gewitter nur dann los, wenn es an der Peripherie
gär schwül geworden; d. h,, wird Wärme aus einem bestimmten
Räume gegen seine Peripherie hin frei, so setzt
sich ein Theil der freigewordenen Wärme durch Reibung
in Electricität um. welcher nls Blitz und Donner das
Centrum irritirt.
Beziehen wir nun dieses Phänomen der Wärme auf den
thierischen Organismus, denselben bloss als bestimmten
Raum und bestimmte Zeit aufgefasst, der durch
die Arbeit frei über seine Wärme disponirt, um den
Mechanismus der Clair-voyance oder des Hypnotismus zu
verstehen, so finden \ur, dass sich in jedem Menschen zwei
unabhängige electrische Mächte vereinigen, und zwar das
Gemütb. das als Endresultat nur Instinkt oder Reflexbewegungen
in sich fasst, und der Intellect, der im Gegenpunkte
des Gemüthes steht, eine entschiedene Macht der
Ruhe ist und allgemein als das Centrum des bestimmten
Raum-Zeitverhältnisses betrachtet wird, mithin die Bildungsund
Lagerstätte ajler unserer Begriffe, welches seit frühester
Kindheit her die jenen Bewegungen entzogene Erfahrung,
als verarbeitete Empfindungen in sich aufgespeichert,
bewahrt.
Nun sind dem thierischen Organismus gewiss nur
Empfindungen angeboren, die aus adäquaten Reizen aus der
Peripherie seiner fünf Sinne entstehen und sich im Centrum,
d. i. an der Peripherie des Hirnes, bleibend etabliren. Gehen
hingegen die Reize central aus, durch Vorstellungen nämlich,
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