Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
15. Jahrgang.1888
Seite: 331
(PDF, 149 MB)
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Wittig: Tod des deutschen Kaisers Friedrich'« III. 331

bereits wieder schwer leidenden Kaiser denken Hess, welcher
sich in seinem noch viel grösseren Leiden doch so wenig
Erleichterung in seinen Hustenreiz- und Erstickungs-Anfällen
selbst zu verschaffen im Stande war. An seinen so
nahe bevorstehenden Tod gedachte ich jedoch nicht, wohl
aber, dass er im Jahre J866 der Oberfeldherr der bei
Königgrätz seinem Vater zu Hilfe eilenden schlesischen
Armee war, in welcher mein im August darauf zu Brünn
gestorbener jüngster Bruder mit focht. Gegen 4 Uhr erst
schlief ich wieder in solchen Rückerinnerungen ein.

Am folgenden Tage arbeitete ich den ganzen Vormittag
an einem bereits begonnenen Artikel: — „Giebt es eine
Auferstehung des Leichnams, oder nur eine solche des verklärten
geistigen Leibes?" — weiter, so dass ich darüber
die Zeitung zu lesen verabsäumte. Gegen 11 Uhr Vormittags
wurde dieselbe von einem Mitlesenden abgefordert,
so dass ich ihre Leetüre auf den Abend verschieben musste.
Ich war also an diesem Morgen zufällig nicht über des ^
Kaisers Befinden genauer orientirt. Gegen 3/a12 Uhr Vormittag
rief mich plötzlich meine älteste 9% jährige Tochter
Hedwig aus der Studirstube ins Wohnzimmer, denn sio
hörte, wie ich bereits schon etliche Sekunden zuvor an
meinem Schreibpulte ganz schwach, dasselbe vollstimmig
ertönende Glockengeläut wieder, welches
wir (die ganze Familie) am Morgen des !). März am Todestage
Kaiser Wilhelrris vernommen hatten. Da schräg über
von unserem Wohnhause zuweilen ein Klavier in einem
Restaurant gespielt wird, so begab ich mich rasch an drei
verschiedene Fenster in meinen zwei Vorder-Zimmern, um
genauer hinzuhören, von woher wohl die Töne kämen. Es
waren aber keine Klaviertöne, obgleich ich zwei verschiedene
Fensterflügel öffnete und nach solchen, wie auch nach
einem wirklichen Glockengeläut, aufmerksam aber vergebens
forschte. Erst in der Mitte des Wohnzimmers am Speisetische
hörten wir zuletzt das vielstimmig zusammenklingende
Glockengeläut bald etwas stärker, bald etwas schwächer je.
nach dem mit herauftönenden Geräusch der Strasse deutlich
wieder. Ich sagte zu meiner Tochter: — „Unser Kaiser
Friedrich wird doch nicht etwa gestorben sein, wie damals
Kaiser Wilhelm^" — Sie sagte mir, sie habe auf dem Heimweg
von der Schule in einer an einem Schaufenster ausgehängten
telegraphischen Depesche gelesen, es gehe ihm wieder ein
klein wenig besser. Das Glockengetön mag etwa eine und
eine halbe Minute lang gedauert haben. Es war an diesem
zur Zeit (Mittags) regnerischen Junitage (92% Luftfeuchtigkeit
, starker Westwind W i und -}- 10.4° C.) kein Heizfeuer


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