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360 Psychische Studien, XV. Jahrg. 8. Heft. (August 1888.)
„4Ain 6. dieses Monats (März) befand ich mich in Mr.
Jenckeris Wohnung Nr. 3, Lonsdowne-terrace, East, Western-
road, B r i g h t o n, während Mrs. Jencken9 8 Knabe im Schoosse
der Säugamme in der Nähe des Feuers sass. Es war gegen
1 Uhr 30 Minuten Nachmittags, in einem wohl erhellten,
nach Süden zu gelegenen Zimmer. Mrs. Jencken war auch
anwesend.
,/Plötzlieh schrie die Amme auf: ,Der Kleine hat einen
Bleistift in seine Hand bekommen*, aber da sie damals nicht
hinzufügte, dass der Bleistift in des Kindes Hand durch
eine unsichtbare Wirkungskraft gelegt worden war, schenkte
ich der Bemerkung wenig Beachtung. Die Amme rief
demnächst wieder aus: ,Das Kind schreibt !' Hierauf eilte
Mrs. Jencken herbei und forderte mich auf, zu kommen und
zu sehen. Ich blickte sodann über Mrs. Jenckeris Schulter
und sah den Bleistift in der Hand des Kindes. Es hatte
so eben das Schreiben beendet, und da sich Mrs. Jencken
erinnerte, dass ihr Arzt ihr gesagt hatte, die Manifestationen
benachteiligten des Kindes Gesundheit, so riss sie in einer
sehr erregten Weise den Bleistift aus des Kindes Hand.
Die Amme, welche sehr erschrocken war, erklärte, ,ihre
Stellung aufgeben zu müssen*. Mrs. Jencken sagte ihr zuerst,
dass sie gehen könnte; aber später redete sie ihr diesen
Entschluss wieder aus.
„'Die von dem Kinde geschriebene Botschaft lautete: —
,/,Ich liebe dieses kleine Kind. Gott segne es. Rathe
seinem Vater, am Montag um jeden Preis nach London
zurückzukehi en. Susan.'
„'Susan war der Name meiner gestorbenen Ehefrau/ —
„Das Alter des kleinen Knaben des Mr. und der Mrs.
Jencken an dem Tage, an welchem Obiges geschrieben wurde,
betrug 5 Monate 15 Tage. Die Botschaft ist, so wie sie
geschrieben wurde, seitdem photographirt worden.
„Mr. ff. D. Jencken gab uns am verwichenen Sonntag
Abend folgende Darstellung: —
„'Die Schreibgabe des kindlichen Mediums scheint fortzudauern
. Am 11. März sass ich mit meiner Frau beim
Mittagsmahle; die Amme war mit dem Kleinen im Zimmer
und sass mir gegenüber. Während sie so da sass, wurd » ein
Bleistift in die rechte Hand des Kindes gelegt; Mrs. Jencken
legte hierauf ein Stück Papier auf die Kniee der Amme
unter die Hand des Kindes. Des Kleinen Hand schrieb
sodann mit grosser Schnelligkeit folgenden Satz nieder: —
,/,Ich liebe diesen kleinen Knaben, Gott segne seine
Mama.'
,/,Ich bin glücklich. J, B.
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