Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
15. Jahrgang.1888
Seite: 376
(PDF, 149 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1888/0382
;j?6 Psychische Studien. XV. Jahrg. 8. Heft. (August 1888.)

heutige Theologie und Jurisprudenz wirklich nicht Akt von
einem solchen Nachweise nehmen, uud alte Lehrmeinungen
und falsche Uebersetzungen und Ausdeutungen der Schrifttexte
weiter hegen und pflegen wollen, wie man es noch so
gern mit der noch zu verbessernden Luther-Bibel thun
möchte, um nur an alten, dem Volke liebgewordenen Wortwendungen
und Aussprüchen seit der Väter Zeiten her nicht
zu rütteln? Was wäre dann noch Wahrheit?
Klagt doch der berühmte Orientalist und Sprachenforscher
Paul de Lagarde in Göttingen in einer seiner Schriften, dass
unserem Volke noch nicht einmal ein nach dem Urtext
richtig und wortgetreu übersetztes Vaterunser überliefert
worden ist! Er giebt die erste Uebersetzung eines
solchen — aber hat man sie bis jetzt eingeführt? Es ist
leicht, den schlichten Mann des Volkes nach dem todten
Buchstaben des Gesetzes zu verdammen: — aber sind
Christi Worte nicht „Geist und Leben"? M u s s t e man
annehmen, dass der verurtheilte Färber mit seinen Worten:
— ,,aber dass wir uns wiedersehen, ist nicht wahr!" — ein
Gottes- und Unsterbliehkeitskugner überhaupt hatte sein
wollen? Er sträubte sich nur gegen einen von ihm vermeinten
falschen Wahn und brachte ihn nur am vielleicht
unrechten Orte und mit zu allgemein gehaltener apodiktischer
Behauptung ohne die nöthige Einschränkung zum
Ausdruck. Aber es war doch nächst seinen eigenen Eltern
der nächste Verwandte, der Vater semer Frau, an dessen
Grabe er diese Worte äussern zu dürfen wohl ein gewisses
Recht zu haben glaubte. Sein eigentlicher Gedankenzug
liegt vielleicht in den vorhergehenden Worten angedeutet:
„dass du zu Staub und Asche wirst, ist wahr"; er beschäftigte
sich also lediglich mit der sichtbaren Erscheinung
und Leiblichkeit des Verstorbenen und kämpfte
gegen den blossen Glaubens-Wahn und -Irrthum, dass diese
nun Staub und Asche werdende Erscheinung jemals genau
zu einem Wiedersehen im Jenseits wie in diesem Leben
führen sollte. Wenn es nun auch ein solches Wiedersehen,
aber doch nur in einem neuen geistigen und verklärten
Leibe giebt, so wird es doch sicher ein ganz anderes sein,
als ein ähnliches leibliches Wiedo sehen hienieden nach
langer irdischer Trennung. Oder schüttete der Mann etwa
damit sogleich das Kind mit dem Bade aus, d. h. verwarf
er alles Fortleben und Wiedersehen, wie es die theologisch
gesinnten Ankläger desselben sofort mit ihrer christlichen
Liebe tbaten, als sie ihn um desswillen dem Richter denun-
cirten, dass er bei seinen drei Schollen auf den Sarg diese
Worte sprach V Wurden sie nicht vielmehr selbst die


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