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386 Psychische Studien. XV. Jahrg. 9. Heft. (September 1888.)
und nach der Einnahme von Paris Commandant dieser Stadt,
Hierauf mehrere Jahre Oberst im Generalstabe zu Berlin,
errichtete er auch hier die erste Militär-Schwimmanstalt
nach der von ihm erfundenen Methode. Als General-Major
wurde er 1826 Commandern* der 45. Division in Köln.
1834 stellte er in Neuenbürg die durch dortige Unruhen
gestörte Ordnung wieder her und wurde Gouverneur von
Neuchatel. 1832 General-Lieutenant, 1837 commandirender
General des 7. Armeecorps, 1843 General der Infanterie,
1847 Commandant von Berlin. Beim Ausbruche der März-
Ereignisse 1848 zeigte er sich seiner Stellung nicht gewachsen
und wurde durch General von Pritlwitz ersetzt,
während er in vertraulicher Sendung nach Paris ging. Im
Mai 1848 wurde er an Stelle des General von Willisen nach
Posen geschickt, wo er die Insurrection mit Waffengewalt
unterdrückte. Nach der Entlassung des Ministeriums
Auerswald im September 1848 erhielt er von König Friedrich
Wilhelm IV. den Auftrag, ein neues Cabinet zu bilden, in
welchem er selbst den 17. September zum Ministerpräsidenten
und Kriegsminister ernannt wurde. Aber er wurde durch den
Bund der geheimen Berliner und der mit dieser verbündeten
Wiener Camarilla gestürzt. Ein Erlass in Folge des
Stem'schen Antrags machte seine Stellung in der Armee
unhaltbar, und in Folge der tumultuariscben Excesse vom
31. Oktober reichte er seine Entlassung ein und schied
damit für immer aus dem aktiven Militärdienst. Vom
öffentlichen Leben zurückgezogen, folgte er in gewohnter
geistiger Frische den Zeitereignissen mit grösstem x^ntheil.
Er schrieb „Beiträge zur Geschichte des letzten französischrussischen
Krieges4' (1. Heft, Berlin 1814). Nach der Rückkehr
von einer Reise starb er unerwartet 3. December 1866. Aus
seinem Nachlass gab Förster „Der Rückzug der Franzosen
aus Russland" (Berlin 1867J heraus.
Dies sind die in den Brockliaui und Meyer''sehen Con-
versationslexika enthaltenen dürftigen Leben^notizcn. Jetzt
erst erscheinen etwas ausführlichere „Erinnerungen an
den General Frnst von Pfuel" von W. Loerve aus dem
Nachlasse dieses unter dem Namen „Dr. med. Loewe-Ca\heu
bekannten unvergesslichen Parlamentariers in den „Halbmonatsheften
der Deutschen Rundschau", herausgegeben von
Julius Rodenberg (Berlin, Grebr. Paetel) Nr. 9 vom 1. Februar
1888 ff. Loewe lernte bereits Mitte der vierziger Jahre als
Arzt den General kennen und schätzen, als letzterer in der
Mitte der Sechziger stand. Er schildert sein ungewöhnlich
starkes Haar, das er iür einen Militär immer aulfällig lang
trug, ebenso Schnurrbart und Augenbrauen als ganz ergraut,
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